Indischer Perkussionist, Schlagzeuger, Sänger, Komponist und Bandleader, geboren am 30. Oktober 1951 in Bombay in eine musikalische Familie. Sein Grossvater war ein Sitar-Spieler, der es nicht nötig hatte, öffentlich aufzutreten. Seine Mutter Shobha Gurtu dagegen trat mit ihrer Kunst, mit klassischem, nordindischen Gesang, öffentlich auf. Sie gilt als die berühmteste Sängerin im halbklassischen Thumri-Stil.
Bereits im Alter von fünf Jahren begann Trilok, Tablas zu spielen. Wichtige Anregungen kamen dabei von seinem älteren Bruder Ravi Gurtu, der sich vor ihm auf das Perkussionsspiel konzentriert hatte. Im Alter von zehn Jahren hatte er zusammen mit seinem Bruder eine Perkussionsgruppe, und es gab Konzerte an den Universitäten.
Zu dieser Zeit lernte er auch mit dem Schlagzeug umzugehen. Als er 16 Jahre alt war, nahm er Arbeiten in Kinos und in Hotels an. Die Arbeit in westlich ausgerichteten Hotels bot ihm mehr als zuvor die Möglichkeit, sich mit westlicher Musik vertraut zu machen.
Auf Wunsch des Vaters begann er ein Studium, konnte sich aber nicht für die Studieninhalte begeistern. Wichtiger war für ihn, dass er sich im Jahr 1969 einer Gruppe namens Waterfront anschliessen konnte. Diese spielte in Diskotheken und manchmal auch bei Pop-Konzerten.
Da man als Musiker in Indien nicht gut Geld verdienen konnte, hatte Gurtu noch kein eigenes Schlagzeug. 1973 reiste er durch Europa, zuerst mit Waterfront und später als Teil der Popmusik-Truppe von Rahul Dev Burman und der Filmmusik-Sängerin Asha Bhosle. Er lebte für einige Zeit in Italien und kehrte nach Indien zurück.
Als er zurück in Bombay war, trat er am Jazz Yatra Festival zusammen mit Charlie Mariano auf. Mariano war der erste westliche Musiker, mit dem er auftreten konnte. Trilok Gurtu bewarb sich mit einer Empfehlung von Charlie Mariano beim Berklee College of Music, wurde aber abgelehnt.
Als sich Jahre später die internationale Beachtung und viele Ehrenpreise eingestellt hatten, bekam er vom selben College die Ehrenmitgliedschaft angeboten, die er ablehnte. 1977 reiste er mit Asha Bhosle nach New York. Anschliessend ging er nach Deutschland und spielte mit der deutschen Rock-Band Embryo.
Da sich mit diesen Engagements nicht genug Geld verdienen liess, ging er nach Schweden, um dort mit dem Don Cherry zusammenzuarbeiten. Ab 1977 war er Mitglied der Family of Percussion des Schweizer Peter Giger, mit der er mehrere Aufnahmen realisierte.
Über Don Cherry kam Gurtu auch in Verbindung mit Jazz-Musikern wie Jan Garbarek, Philip Catherine, L. Shankar, Gil Evans, Barre Phillips, Airto Moreira und Paul Bley. Mit Matthias Frey (p, prep-p) entstand die Duo-LP "Sandhya" (Rillenwerke, 1981). 1986 wurde er als Nachfolger des 1984 ums Leben gekommenen Collin Walcott Mitglied von Oregon. In den fünf Jahren bei dieser Gruppe entstanden drei Alben.
Mit "Usfret" (CMP, 1988) konnte er während dieser Zeit erstmals ein Album unter eigenem Namen aufnehmen. Als Begleitmusiker verpflichtete er Ralph Tower (g), Daniel Goyone (p, key), Don Cherry (tp), L. Shankar (vio), Shobha Gurtu (vcl) und Jonas Hellborg (e-b). Mit vielen, teilweise prominenten Mitmusikern entstanden "Living Magic" (CMP, 1991) und "Crazy Saints" (CMP, 1993). Die nächste CD "Believe" (CMP, 1994) erschien unter dem Gruppennamen Trilok Gurtu's Crazy Saints.
Liveaufnahmen dieser Gruppe von 1993 wurden später unter dem Titel "Crazy Saints Live" (MIG und Art Of Groove, 2015) auf einer Doppel-CD zugänglich gemacht. Wieder unter Gurtus Namen kam "Bad Habits Die Hard" (CMP, 1996) heraus. Mit Pandit Kamalesh Maitra (tabla) entstand die CD "Tabla Tarang - Melody On Drums" (Smithsonian Folkways, 1996) mit klassischen indischen Klängen.
Mit "The Glimpse" (Silva Screen, 1997) setzte Gurtu die Aufnahmen unter eigenem Namen fort. The Glimpse nannte Gurtu auch die Begleitgruppe, die ihn auf dem nächsten Album "Kathak" (Escapade, 1998) unterstützte. "The Trilok Gurtu Collection" (Silva Screen, 1997) hatte dazwischen eine Compilation für den US-Markt geheissen.
Weitere eigene Aufnahmen hiessen "African Fantasy" (ESC, 1999) und "The Beat Of Love" (Blue Thumb, 2001). "Izzat - The Remix Album" (Times Square, 2003) war eine Doppel-CD mit den Original-Tracks auf einer CD sowie Remixes von Black Star Liner, First Contact, Feel Good Productions, The Dum Dum Project, TJ Rehmi, New Flesh, Cantoma, Fun-Da-Mental Rob Swift, Niraj Chag und Orchestral World Groove auf einer zweiten CD.
Weiter ging es mit "Broken Rhythms" (Worldmusicnet, 2004), "Miles_Gurtu" (Shakti, 2004), "Arkeology" (Promo, 2006), "Massical" (BHM, 2009), "21 Spices" (Indigo, 2011) und "Spellbound" (Moosicus, 2013). Mit den Schlagzeugern Chad Wackerman und Michael Shrieve spielte Gurtu die Trio-CD "Drums On Fire" (Times, 2015) ein.
"God Is A Drummer" (Jazzline, 2019) und "One Thought Away" (Jazzline, 2023) waren weitere seiner Alben. Bislang veröffentlichte Gurtu als Leader oder Co-Leader an die 40 Alben. Bei discogs.com finden sich für ihn fast 200 Einträge.
"The Trilok Gurtu Collection" (CMP, 1997) und die Doppel-CD "Twenty Years Of Talking Tabla: The Definitive" (Manteca, 2007) waren zwei Compilations. Weitere Aufnahmen machte er mit Ketil Bjørnstad, Adriano Celentano, Irmin Schmidt, Panzerballett, Yo-Yo Ma, Pharoah Sanders, Ibrahim Maalouf, Gilberto Gil, Philip Catherine als Mitglied des John McLaughlins Trios und der Schweizer Gruppe OM. 07/24