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Vanilla Fudge

Amerikanische Hard/Psychedelic-Rock-Formation, entstanden 1967 in Long Island, New York. Vince Martell (g), Mark Stein (org) und Tim Bogert (e-b) hatten zusammen mit Joey Brennan (dm) ab 1965 unter dem Namen The Pigeons R&B- und Soul-Covers von den Righteous Brothers oder Wilson Pickett gespielt. Aufnahmen dieser Gruppe kamen später unter dem Titel "While The World Was Eating Vanilla Fudge" (Wand, 1970) heraus.


Nach Brennans Abgang und der Verpflichtung von Carmine Appice (dm) nannten sich die Musiker Vanilla Fudge. Kurz vor der Umbenennung hatte die Band am Radio den Supremes-Hit "You Keep Me Hanging On" gehört. Dabei kam man auf die Idee, den Song in einer langsamen Form selber zu spielen.


Aufgeblasen mit hymnischen Orgel- und Gitarrenklängen wurde die auf einer 7"-Single (Atco, 1967) herausgebrachte Cover-Version ein Riesenhit. Bei den Billboard Hot 100 resultierte 1967 sowie bei der Wiederveröffentlichung 1968 jeweils Platz 6. In Grossbritannien war der Song 1967 ein Top-20-Hit.


Kein Wunder, dass Vanilla Fudge auf ihrem Debutalbum "Vanilla Fudge" (Atlantic, 1967) auch Beatles-Songs wie "Eleanor Rigby" und "Ticket To Ride" sowie Coverversionen anderer Bands in ähnlichem Stile neu arrangierte. Dazu kamen mit "People Get Ready" von Curtis Mayfield und "She's Not There" von Rod Argent weitere bekannte Songs. Das Album kam auf Platz 6 der Billboard 200.


Vanilla Fudge wurde schnell Headliner mit Frank Zappa, den Yardbirds, der Jeff Beck Group oder Charles Lloyd im Vorprogramm. Bei Jimi Hendrix und The Cream dagegen spielte Vanilla Fudge als Opener. In der Folge erschienen mit "The Beat Goes On" und "Renaissance" (beide Atco, 1968) zwei weitere Alben, beide Top-20-Alben in den Billboard 200.


Weitere Singleauskoppelungen kamen mit einer Ausnahme nicht mehr unter die Top-50 der amerikanischen Billboard Hot 100. Danach veröffentlichte die Band mit "Near The Beginning" (Atco, 1969) eine vierte und mit "Rock'n'Roll" (Atco, 1969) eine fünfte LP. "Near The Beginning" schaffte es ebenfalls in die Top-20 der Billboard 200, "Rock'n'Roll" auf Platz 35. Am 14. März 1970 gab Vanilla Fudge ihr letztes Konzert und ging auseinander.


Bogert und Appice wollten sich mit den Engländern Jeff Beck (g) und mit Rod Stewart (vcl) zu einer Gruppe zusammentun. Das Projekt scheiterte aber vorerst, weil Beck wegen eines Autounfalls ca 18 Monate ausser Gefecht war. Stewart wechselte währenddessen zusammen mit dem ebenfalls bei Jeff Beck beschäftigten Ron Wood (g) zu den Faces, den ehemaligen Small Faces.


1972 taten sich Beck und die beiden Vanilla Fudge-Mitglieder dennoch zum kurzlebigen Hard Rock-Trio Beck, Bogart & Appice zusammen. Zuvor hatten Bogart und Appice Cactus gegründet. 1982 kam es zu einer ersten Reunion von Vanilla Fudge. Gleichzeitig kam die Compilation "The Best Of Vanilla Fudge" (Atco, 1982) heraus.


Neues Material erschien erst zwei Jahre später auf dem Album "Mystery" (Atco, 1984). Die Gruppe bestand aus allen vier Ur-Mitgliedern sowie aus Don Mancuso (g) und J. Toad (g), letzterer ein Pseudonym für Jeff Beck, ehemals Partner von Bogert und Appice bei Beck, Bogert & Appice. Zu Chartsplätzen reichte es für dieses und alle nachfolgenden Alben nicht mehr.


Nachdem sich Appice zwischenhinein seiner neuen Band King Kobra gewidmet hatte, ging Vanilla Fudge 1987 und 1988 in der Original-Quartettbesetzung Martell, Stein, Bogert und Appice oder teilweise ohne Martell erneut auf zwei Reunion-Tourneen. Auf der ersten Tour wurde in Chicago die erst später veröffentlichte Liveaufnahme "The Real Deal" (Crystal Wind, 2003) mitgeschnitten. Weil Vince Martell nicht dabei war, spielte er seinen Part nachträglich im Studio ein.


Nach der Reunion in der klassischen Quartettbesetzung gingen die meisten Musiker schnell wieder ihren eigenen Weg. Carmine Appice verblieb vorerst als einziges Originalmitglied. Konzertaufnahmen von 1991 mit Derek St. Holmes (g, vcl), Martin Gerschwitz (key, vcl) und Tom Croucier (e-b, vcl) als Mitmusiker erschienen unter Titeln wie "Alive (Back On Stage)" (Castle Communications, 1991), "Golden Age Dreams" (Soundwings, 1991) und "The Best Of Vanilla Fudge-Live" (Rhino, 1991).


1999 taten sich Appice, Bogert und Martell erneut zusammen. Mit Bill Pascali (key, vcl) und in einem Track mit T.M. Stevens (e-b) entstand das Album "The Return" bzw. "Vanilla Fudge" (Hyperspace, 2001) mit neu eingespielten alten Coverversionen der Band wie "You Keep Me Hangin' On" sowie anderen Covers wie dem Rod Stewart-Hit "Do Ya Think I'm Sexy", den Carmine Appice mitgeschrieben hatte. Die Albumhülle war ganz demjenigen des Debutalbums nachempfunden.


"The Return - Live In Germany 2003" und "Rocks The Universe - Live In Germany 2003 - Part 2" (beide Wallbreaker, 2003) zeigt Vanilla Fudge in der Besetzung Teddy Rondinelli (g, vcl), Bill Pascali (key, vcl), Bogert und Appice. "Out Through The In Door" (Escapi, 2007) hiess nach mehrjähriger Pause ein Album, bestehend aus 12 Led Zeppelin-Songs.


Die Aufnahmen waren 2006 in der Originalbesetzung mit Martell, Stein, Bogert und Appice entstanden. 1968 war Led Zeppelin als Opener für Vanillia Fudge tätig gewesen. Der Albumtitel erinnerte zudem an das Led Zeppelin-Album "In Through The Out Door" (Swan Song, 1979). "Good Good Rockin'" (Music Avenue, 2007) enthielt Liveaufnahmen von 2004, die bei einem Auftritt beim "Rockpalast" in Bonn gemacht worden waren. Vanilly Fudge bestand dabei aus Rondinelli, Pascale, Bogert und Appice.


Für "Orchestral Fudge" (Airline, 2007) bzw. "When Two World Collide" (Music Avenue, 2008) spielte die Band ihre bekanntesten Stücke, vor allem ihre Coverversionen, zusammen mit dem San Fernando Valley Symphony Orchestra nochmals ein. Acht Jahre später legte Vanilla Fudge mit "Spirit Of '67" (Purple Pyramid, 2015) ein komplett neues Album vor.


Darauf waren mit Mark Stein (key, vcl), Vince Martell (g, vcl) und Carmine Appice (dm) drei Viertel der klassischen Besetzung mit dabei. An Stelle von Tim Bogert war Pete Bremy (e-b) der Bassist. "Live At Sweden Rock 2016 - The 50th Anniversary" (MIG, 2017) war ein Live-CD/DVD-Set des selben Lineups.


Von Vanilla Fudge erschienen im Laufe der Jahre viele Compilations und Reissue-Sets. Darunter befanden sich mit dem 4-CD-Set "Box Of Fudge" (Rhino Handmade und Atco, 2010) eine umfangreiche Anthologie mit über zehn noch nie veröffentlichten Aufnahmen sowie mit der CD "The Complete Atco Singles" (Real Gone, 2014) eine CD mit vielen frühen Singles. 04/23


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