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Wayne Shorter

Amerikanischer Jazz-Sopran-, Alt- und Tenorsaxophonist, geboren am 25. August 1933 in Newark, New Jersey. Er ist der jüngere Bruder Trompeters und Flügelhornspielers Alan Shorter. Wayne Shorter spielte wie sein späteres alter ego Joe Zawinul Ende der 1950er Jahre in der Maynard Ferguson Big Band sowie 1959 bis 1964 bei den Jazz Messengers von Art Blakey.


Erstmals im Studio stand er am 12. August 1959 als Mitglied des Wynton Kelly Quintets mit Lee Morgan (tp), Wynton Kelly (p), Paul Chambers (b) und "Philly" Joe Jones (dm). Dabei entstand "Kelly Great" (Vee-Jay, 1960). Seine ersten Aufnahmen unter eigenem Namen hiessen "Introducing Wayne Shorter" (Vee-Jay, 1959).

 

Sie entstanden am 9. und 10. November 1959. Mit Shorter, Morgan, Kelly und Chambers war vier Fünftel des Wynton Kelly Quintets im Studio, dazu Jimmy Cobb (dm) an Stelle von "Philly" Joe Jones. Danach war Shorter bei einer ganzen Reihe von Jazz Messengers-Alben mitbeteiligt.

 

Zudem bildete er mit Lee Morgan (tp), Frank Strozier (as), Bobby Timmons (p), Bob Cranshaw (b) sowie Louis Hayes oder Albert Heath (dm) The Young Lions. Deren Aufnahmen vom 25. April 1960 kamen auf einer gleichnamigen LP (Vee-Jay, 1960) heraus. Am 11. Oktober 1960 entstand sein zweites eigenes Album "Second Genesis" (Vee-Jay) mit Cedar Walton (p), Bob Cranshaw (b) und Art Blakey (dm).

 

Offenbar wurde dieses Album erst 1974 erstmals veröffentlicht. Es folgten weitere Aufnahmen für Blakey und auch eine als Sideman für Freddie Hubbard, ehe Anfang November 1960 mit Freddie Hubbard (tp), Eddie Higgins (p) Jymie Merritt (b) und Marshall Thompson (dm) die Aufnahmen von "Wayning Moments" (Vee-Jay, 1962) erfolgten.

 

Danach war er für Donald Byrd, Bennie Golson, Lee Morgan, erneut für Freddie Hubbard, viel für Art Blakey und - am 23. August 1962 als Mitglied eines Sextetts mit Frank Rehak (tb), Paul Chambers (b), Jimmy Cobb (dm) und Willie Bobo (perc) - erstmals für Miles Davis tätig.

 

Die Aufnahmen von Morgan und Shorter für "Vee-Jay" wurden später unter dem Titel "The Complete Vee Jay Lee Morgan-Wayne Shorter Sessions‎" (Mosaic, 2000) im Rahmen eines 6-CD-Box-Sets wieder veröffentlicht. Seine vorerst wichtigsten eigenen Aufnahmen veröffentlichte er ab 1964 bei "Blue Note".

 

"Night Dreamer" (Blue Note, 1964) entstand am 29. April 1964 im Quintett mit Lee Morgan (tp), McCoy Tyner (p), Reggie Workman (b) und Elvin Jones (dm). Nach Sessions mit Grachan Moncur III, Gil Evans, wurde am 3. August 1964 in der selben Besetzung, allerdings ohne Morgan, "Juju" (Blue Note, 1964) eingespielt.

 

Inzwischen war Wayne Shorter Mitglied des zweiten klassischen Miles Davis Quintetts geworden, dessen erste LP "Miles In Berlin" (Columbia, 1964) Aufnahmen vom 25. September 1964 enthielten. Miles war 1961 nach der Auflösung seines ersten klassischen Quintetts mit John Coltrane in ein seelisches Loch gefallen.

 

Erst 1963 fing er sich wieder auf. Er machte sich auf die Suche nach neuen Musikern. Zuerst verpflichtete er Ron Carter (b). Dann warb er bei Jackie McLean den 17-jährigen Tony Williams (dm) sowie bei Donald Byrd Herbie Hancock (p) ab. Weniger Glück hatte er bei der Auswahl des Saxophonisten.

 

Als Nachfolger von Coltrane probierte er nacheinander Jimmy Heath, Sonny Stitt, Hank Mobley, George Coleman und Sam Rivers aus. Erst 1964 fand er mit Wayne Shorter den richtigen Mann. Shorter war schon 1959 als Coltrane-Ersatz im Gespräch gewesen, hatte jedoch ein Engagement bei den Jazz Messengers von Art Blakey vorgezogen.

 

Als Shorter die Jazz Messengers verliess, griff Miles zum Telefonhörer und verpflichtete ihn auf der Stelle in sein neues Quintett. Trotz seiner Zugehörigkeit zum Miles Davis Quintett konnte Shorter weitere Aufnahmen unter eigenem Namen realisieren. Am 24. Dezember 1964 entstanden "Speak No Evil" (Blue Note, 1966).

 

Seine Mitmusiker waren Freddie Hubbard (tp), Herbie Hancock (p), Ron Carter (b) und Elvin Jones (dm). Am 4. März 1965 folgten mit Freddie Hubbard (tp), James Spaulding (as), McCoy Tyner (p), Reggie Workman (b) und Tony Williams (dm) die Aufnahmen zur erst später veröffentlichten LP "The Soothsayer" (Blue Note, 1979).

 

Auch weiteres Material aus jener Zeit wurde teilweise erst viel später auf den Markt gebracht. Am 14. Juni 1965 nahm er mit Herbie Hancock (p), Cecil McBee (b) und Joe Chambers (dm) "The Collector" (Blue Note, 1979) und "Etcetera" (Blue Note, 1980) auf.

 

Das Titelstück von "The Collector" entstand am 24. Februar 1966 mit Reggie Workman an Stelle von McBee. Am 15. Oktober 1965 spielte er mit Freddie Hubbard (tp, flh), Alan Shorter (flh), Grachan Moncur III (tb), James Spaulding (as), Herbie Hancock (p), Ron Carter (b) und Joe Chambers (dm) "The All Seeing Eye" (Blue Note, 1966) ein.

 

Am 3. Februar 1966 folgte "Adam's Apple" (Blue Note, 1966) mit Hancock, Workman und Chambers und am 10. März 1967 mit Curtis Fuller (tb), James Spaulding (as), Herbie Hancock (p), Ron Carter (b) und Joe Chambers (dm) "Schizophrenia" (Blue Note, 1969).

 

Als Mitglied des zweiten klassischen Miles Davis Quintetts war Shorter zur jener Zeit bei der Einspielung der Alben "E.S.P." (1965), "Miles Smiles" (1966), "Sorcerer" (1967), "Nefertiti" (1967), "Miles In The Sky" (1968), "E.S.P.", "Filles de Kilimanjaro" (1969) für "Columbia" mit dabei.

 

Er wurde von Miles Davis für eine ganze Reihe von weiteren Einspielungen engagiert und war mit dabei, als Miles den Übergang von der akustischen in die elektrischen Phase bewältigte und ebenfalls für "Columbia" seine wichtigen Alben "In A Silent Way" (1969) und "Bitches Brew" (1970) einspielte.

 

Am 29. August und 2. September 1969 rief Shorter unter dem Eindruck der "Bitches Brew"-Session, die zwischen dem 19. und 21. August stattgefunden hatten, für die Aufnahmen von "Super Nova" (Blue Note, 1969) ein hochprominentes Ensemble mit unter anderem John McLaughlin und Sonny Sharrock (g), Miroslav Vitous (b), Jack deJohnette (dm), Airto Moreira (perc) und Chick Corea (dm, vibes) ins Studio.

 

Am 3. April 1970 nahm er mit Dave Holland (b), John McLaughlin (g), Miroslav Vitous (b), Ron Carter (b, cello), Chick Corea (dm, marimba, perc) und Michelin Prell (dm, perc) "Moto Grosso Feio" (Blue Note, 1974) auf und am 26. August 1970 folgte "Odyssey of Iska" (Blue Note, 1971) mit David Friedman (vibes, marimba), Gene Bertoncini (g), Ron Carter und Cecil McBee (b), Billy Hart und Alphonse Mouzon (dm) sowie Frank Cuomo (dm, perc).

 

Ende 1970 hatte Wayne Shorter mit Joe Zawinul die wegweisende Fusiongruppe Weather Report gegründet, die in wechselnder Besetzung bis 1988 rund 15 Alben einspielte. In der Weather Report-Zeit fand Shorter nur wenig Gelegenheit, eigene Aufnahmen zu veröffentlichen. "Native Dancer" (Columbia, 1975) von 12. September 1974 war die erste.

 

Darauf wurde er hauptsächlich von Musikern wie Herbie Hancock (p), Wagner Tiso (e-p, org), David Amaro und Jay Graydon (g), Dave McDaniel (b), Roberto Silva (dm), Milton Nascimento (vcl, g), Airto Moreira (perc) begleitet. Weitere Aufnahmen machte er mit Herbie Hancock, Jaco Pastorius, Joni Mitchell, Carlos Santana, Airto Moreira, Steely Dan, Milton Nasciencto.

 

Er war Mitglied von The V.S.O.P. Quintet, einer Formation, die mit Ausnahme von Freddie Hubbard (tp) aus Mitgliedern des zweiten klassischen Miles Davis Quintet zusammengesetzt war. Nach dem Split von Weather Report veröffentlichte Shorter eine ganze Reihe von Aufnahmen unter eigenem Namen.

 

Für "Atlantis" (Columbia, 1985) engagierte er 1985 neun relativ unbekannte Musikern und sieben Sängerinnen/Sänger. Für "Phantom Navigator" (Columbia, 1987) scharte er Leute aus der Fusion-Elite wie Mitchel Forman und Stu Goldberg (synth), Chick Corea (p), Alphonso Johnson (e-b), John Patttitucci (b) sowie Tom Brechtlein (dm) um sich.

 

"The Power Of Three" (Blue Note, 1987) dokumentierte einen Liveauftritt von Shorter mit Michel Petrucciani (p) und Jim Hall (g) am 14. Juli 1986 am Montreux Jazz Festival. Zudem ging Wayne Sorter für Herbie Hancock, Bobby McFerrin, Michel Petrucciani, Tonhino Horta, Renee Rosnes, Milton Nasciento, Stanley Clarke, Terri Lyne Carrington, Buster Williams, Larry Coryell, Dido, Bruce Hornsby und Marcus Miller ins Studio.

 

1989 stand er nach langer Pause auch wieder einmal mit Art Blakey auf der Bühne. "Joy Rider" (Columbia, 1988) war eine eigene Aufnahme mit Patrice Rushen (p, synth), Geri Allen (p, synth), Herbie Hancock (synth), Nathan East oder Darryl Jones (e-b) Terri Lyne Carrington (dm), Frank Colon (perc) und Dianne Reeves (vcl).

 

Für "High Life" (Verve, 1995) bildeten David Gilmore (g), Rachel Z (p, synth), Marcus Miller (bcl, e-b, dm-progam), Will Calhoun und Terri Lyne Carrington (dm) die Band. Dazu kam noch ein Orchester mit Bläsern und Streichern sowie Perkussionisten. Mit Herbie Hancock (p) spielte er die Duo-CD "1 + 1" (Verve, 1997) ein und realisierte eine Miles Davis-Hommage, bei der Wallace Rooney (tp) den Part von Miles übernahm.

 

Ab 2000 trat er regelmässig mit Danilo Perez (p), John Patitucci (b) und Brian Blade (dm) unter seinem Namen oder als Wayne Shorter Quartet in Erscheinung. Zwischen den ersten beiden Aufnahmen des neuen Quartetts war "Alégria" (Verve, 2003) erschienen. Darauf bildeten Shorter, Danilo Perez oder Brad Mehldau (p), John Patitucci (b) sowie Brian Blade oder Terri Lyne Carrington (dm) den Kern einer Gruppe, die je nach Track durch andere Musiker bzw. Streicher und Bläser erweiterte wurde..

 

"Live At The 1988 Montreux Jazz Festival" (Liberation, 2005) dokumentierte auf einer Doppel-CD bzw. auf einer DVD den Auftritt von Shorter mit Carlos Santana als Co-Leader ein grösseren Formation, bestehend aus Weather Report- und Santana-Musikern am Jazz Festival Montreux 1988. "Multiple Set Of 3 Title With Special 7ep" (Blue Note, 2013) war eine Box mit drei 7"-EPs mit frühen "Blue Note"-Stücken.

 

Auf der CD bzw. DVD "North Sea Jazz Legendary Concerts" (Bob City, 2013) wurden Mitschnitte von Auftritten von Shorter am North Sea Festival zusammengefasst. "Footprints" (Sony, 2002) hiess zudem eine Doppel-CD-Compilation mit den wichtigsten Aufnahmen, die Shorter zwischen 1960 und 2001 gemacht hatte. Gleich hiess auch eine Biographie über Shorter.

 

Weiter ist Shorter auf Aufnahmen von Jaco Pastorius, Bobby Mc Ferrin, Buster Williams, Marcus Miller, Gil Evans und John Scofield. Dazu machte er bei Aufnahmen für verschiedene Soundtracks mit und spielte im Film "Round Midnight" selber eine Rolle. Wayne Shorter starb am 2. März 2023 im Alter von 89 Jahren in Los Angeles, California.

 

Shorters Schaffen wurde auf über 40 Compilations bzw. Reissue-Paketen dargestellt. "The Best Of Wayne Shorter - The Blue Note Years" (Blue Note, 1988) war eine frühe Compilation mit Material aus der "Blue Note"-Zeit.  Umfassender war dann die 11-CD-Box "The Blue Note Albums" (Blue Note, 2015). Beim 10-CD-Set "Mr. Gone (The Best Of The Early Years)" (The Intense Music) handelte es sich eher um eine inoffizielle Sache.

 

Weitere umfangreichere Werkschauen waren "The Complete Vee Jay Lee Morgan-Wayne Shorter Sessions" (Mosaic, 2000) auf sechs CD sowie "The Complete Columbia Albums Collection" (Columbia, Legacy und Sony, 2013) mit ebenfalls CD. Zwei der CDs umfasste Weather Report-Material.       08/24

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