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Weather Report

Amerikanische Fusion-Formation, gegründet 1970 in New York City von den beiden ehemaligen Miles Davis-Musikern Joe Zawinul (synth, org, p) und Wayne Shorter (ts, ss). Sie hatten sich bereits früher in der Big Band von Maynard Ferguson kennengelernt, ehe sie sich in der Anfangsphase der elektrischen Phase von Miles Davis erneut trafen.


Zawinul und Shorter hatten im Februar 1969 mit Herbie Hancock (e-p), Chick Corea (e-p), John McLaughlin (g), Dave Holland (b) sowie Tony Williams (dm) jene Band gebildet, die das erste elektrische Miles Davis-Album "In A Silent Way" (Columbia, 1969) einspielte.

 

Die beiden Musiker waren auch dabei, als Miles mit vielen weiteren Musikern die beiden wichtigen Doppel-LPs "Bitches Brew" (Columbia, 1970) und "Live-Evil" (Columbia, 1971) aufnahm. Wayne Shorter hatte schon vorher an der Seite von Miles Davis gespielt.

 

Er hatte zusammen mit Herbie Hancock (p), Ron Carter (b) und Tony Williams (dm) jenes langjährige Miles Davis Quintett gebildet, das zwischen 1964 und 1968 die Live-Album "Miles In Berlin" sowie die Studioalben "E.S.P.", "Miles Smiles", "The Sorcerer", "Nefertiti", "Miles In The Sky" sowie "Filles De Kilimanjaro" realisiert hatte.

 

Weather Report wurde gemeinsam von Joe Zawinul und Wayne Shorter geleitet. Um diesen Kern herum scharten sich immer wieder andere Musiker. Auf dem Debut-Album "Weather Report" (Columbia, 1971) waren es Miroslav Vitous (b, e-b), Alphone Mouzon (dm, vcl) sowie Barbara Burton und Don Alias (perc).

 

Die LP bestand noch vorwiegend aus akustischen Kompositionen und stand auf Platz 7 der US-Jazz-Charts. Dazu reichte es knapp für einen Platz in den Billboard 200. Ab dem zweiten Album "I Sing The Body Electric" (Columbia, 1972) wurde Weather Report zunehmend elektrischer.

 

Vitous, Eric Gravatt (dm) und Dom Um Romao (perc) bildeten mit Zawinul/Shorter die Gruppe, ergänzt durch Andrew White (engh), Wilmer Wise (picc-tp), Ralph Towner (g) und drei Sängerinnen. Seite 2 dieses Albums entstand live bei einem Konzert am 13. Januar 1972 in Tokio. Platz 147 bei den Billboard 200 war die Ausbeute.

 

Der vollständige Mitschnitt dieses Auftritts in Quintett-Stärke wurde auf der für den japanischen Markt bestimmten Doppel-CD "Live In Tokyo" (Columbia, 1972) zugänglich gemacht. Ein Livemitschnitt des Quartetts Shorter, Zawinul, Vitous und Gravatt aus der selben Zeit erschien später als "The Agora, Columbus, Ohio, October 17th 1972" (Hi Hat, 2015).

 

Danach legte das Quintett mit "Sweetnighter" (Columbia, 1973) ein weiteres Album vor, das den inzwischen 70mal gesampelten Hip Hop-Beat aus dem Stück "125th Street Congress" enthielt. Mit Platz 85 in den Billboard 200 ging's weiter aufwärts. Von diesem Album an schafften es alle Weather Report-Alben bis 1984 in die Top-5 der US-Jazz-Charts.

 

Gross war das Aufgebot für "Mysterious Traveller" (Columbia, 1974). Vitous war nur noch in einem Track zu hören und wurde von Alphonso Johnson (e-b) abgelöst. Als Schlagzeuger waren Ishmael Wilburn und Skipp Hadden im Einsatz, dazu als hauptsächlichste Perkussionisten Dom Um Romao, Ray Barretto und Meruga.

 

Damit stiess Weather Report in die Top-50 der Billboard 200 vor. Auf "Tale Spinnin'" (Columbia, 1975) bestand die Gruppe aus Zawinul, Shorter, Johnson, Ndugu alias Leon Chancler (dm) und Alyrio Lima (perc). Das Album erreichte Platz 31 der Billboard 200.

 

Weather Report trat 1975 in der Besetzung Zawinul, Shorter, Johnson, Thompson und Alex Acuña (perc) an den Berliner Jazztagen auf, wo "Live In Berlin 1975" (Art Of Groove, 2011) mitgeschnitten wurde. Von diesem Mitschnitt erschien eine CD oder ein Set CD/DVD. Auf dem damals nächsten Studiowerk "Black Market" (Columbia, 1976) wurde erstmals der als Wunderbassist angekündigte Jaco Pastorius eingesetzt.

 

Mit Alphonso Johnson (ebenfalls e-b), Chester Thompson und Narada Michael Walden (beide dm), Alex Acuña und Don Alias (beide perc) besetzten Zawinul und Shorter in einigen Stücken die Posten ihrer Mitmusiker doppelt. Mit Platz 42 in den Billboard 200 gab's einen kleinen Rückschlag.

 

Auf "Heavy Weather" (Columbia, 1977) mit dem Hit "Birdland" war Weather Report erneut in Quintettbesetzung ohne Gastmusiker am Werk. Neu bestand die Band neben den beiden Co-Leadern und Pastorius aus Alex Acuña (dm, perc) und Manolo Badrena (perc).

 

Es war mit Platz 30 das bestplatzierte Album der Band in den Billboard 200, dazu das erste von zwei aufeinanderfolgenden Alben auf Platz 1 der US-Jazz-Charts. Mit Ausnahme von Acuña waren die auf "Heavy Weather" vertretenen Musiker auch auf dem von der Presse kritisierten Album "Mr. Gone" (Columbia, 1978) am Werk.

 

Mit Peter Erskine, Steve Gadd und Tony Williams war der Schlagzeugstuhl prominent besetzt. Dazu kamen je zwei Sängerinnen und Sänger. Bei den Billboard 200 wurde das Album "nur" auf Platz 57 notiert.

 

Bei einer Welttournee in der Besetzung Zawinul, Shorter, Pastorius und Erksine von Ende 1978 entstanden die Aufnahmen zu der Doppel-Live-LP "8:30" (Columbia, 1979). Der grösste Teil bildete der Mitschnitt des Konzerts vom 24. November 1978 in Long Beach. Bei dieser Gelegenheit trat Weather Report in einem Track mit Erich Zawinul (perc) sowie mit dem West Los Angeles Christian Academy Children's Choir auf. Mit diesem Album war Weather Report ein letztes Mal in den Top-50 der Billboard 200.

 

Von der 1978er Tournee wurde später weiteres Material herausgebracht. Vom selben Konzert in Japan erschienen die Doppel-CD "Tokyo 1978" (Equinox, 2019) und die Doppel-LP "Live At Shinjuku Koseinenkin Hall, Tokyo, 28 June 1978" (Alternative Fox, 2020).

 

Aufnahmen vom 29. September 1978 in Deutschland erschienen unter dem Titel "Live In Offenbach" (Art Of Groove, 2011) als Doppel-CD mit DVD. Die Doppel-CD war auch Teil des 5-CD-Sets "The German Concerts" (Victor, 2011). Der Rest des Sets bestand aus der CD "Live In Berlin 1975" und der Doppel-CD "Live In Cologne 1983".

 

Beide erschienen ebenfalls auch separat (Art Of Groove, 2011). Dazu gab's zum gesamten Set eine DVD mit je einem Stück der drei Konzerte. Auf "Night Passage" (Columbia, 1980) und der zweiten, mit "Weather Report" (Columbia, 1982) betitelten LP blieb die WR-Besetzung mit Zawinul, Shorter, Pastorius, Erksine und Robert Thomas jr. (perc) konstant.

 

Konzertmischnitte aus jener Zeiten wurden später unter dem Titel "The Legendary Live Tapes 1978-1982" (Columbia Legacy, 2015) im Rahmen eines 4-CD-Sets herausgebracht. Ebenfalls aus jener Zeit stammt "8.30 Live" (Hi Hat, 2015) mit einer Radiosession in der Besetzung Zawinul, Shorter, Pastorius, Peter Erskine und Bobby Thomas Jr. (perc).

 

Derweil wuchsen allerdings die Spannungen zwischen Joe Zawinul und Jaco Pastorius. Der Bassist war in jener Zeit daran, mit "Word Of Mouth" (Warner, 1982) nach "Jaco Pastorius" (Epic, 1976) sein zweites Album unter eigenem Namen zu veröffentlichen. Einerseits zogen sich die Arbeiten der "Weather Report"-LP in die Länge und andererseits war dies ein Grund, weshalb sich Weather Report von Pastorius trennte.

 

Mit Victor Bailey (e-b), Omar Hakim (dm) und Jorge Rossy (perc) stellten Zawinul und Shorter auf "Procession" (Columbia, 1983) und "Domino Theory" (Columbia, 1984) eine neue Rhythmusgruppe vor. Manhattan Transfer auf der ersten dieser beiden LPs und Carl Anderson (vcl) auf dem zweiten Album ergänzten das Quintett.

 

Aus jener Zeit stammten weitere, später veröffentlichte Liveaufnahmen.  Auf dem nächsten Studiowerk "Sportin' Life" (Columbia, 1985) übernahm Minu Cinelu (perc, g, vcl) offiziell den Posten von Rossy. Das 15. und letzte offizielle Weather Report-Album war "This Is This" (Columbia, 1986), eingespielt mit Bailey, Cinelu, Hakim oder Erskine sowie Carlos Santana (g) und mehreren Sängerinnen und Sänger.

  

Dann lösten Joe Zawinul und Wayne Shorter die Band auf, um eigene, erfolgreiche Solokarrieren zu starten. Obwohl die ersten Soloaufnahmen der beiden ehemaligen Weather Report-Leader am Anfang noch stark nach Weather Report klangen, fanden sie im Laufe der Zeit zu ihrem eigenen Stil.

 

Zawinul reicherte seine Musik viel mit Weltmusik-Elementen an, während Shorter sich hin in Richtung Kammerjazz bewegte. Der am 7. Juli 1932 in Wien geborene Joe Zawinul starb am 11. September 2007 75-jährig in seiner Heimatstadt.

 

Der am 25. August 1933 in Newark, New Jersey, geborene Wayne Shorter, verliess diese Welt 89-jährig am 2. März 2023 in Los Angeles, California. Auch andere ehemalige Weather Report-Musiker sind nicht mehr unter uns wie Alphonse Mouzon (1948-2016), Dom Um Romao (1925-2005), Don Alias (1939-2006), Andrew White (1942-2020) Leon "Ndugu" Chancler (1952-2018).

 

Jaco Pastorius absolvierte nach Weather Report eine eine kurze Karriere als Bandleader, ehe er am 11. September 1987 ausser Kontrolle geriet und von einem Türsteher einer Bar zusammengeschlagen wurde. Pastorius starb an seinen Verletzungen am 21. September 1987 in Fort Lauderdale, Flordia, im Alter von 35 Jahren.

 

Von Weather Report erschienen Dutzende von Compilation, dazu Reissue-Sets und weiteres Material. "Live & Unreleased" (Columbia, 2002) enthielt bislang noch nie veröffentlichte Liveaufnahmen der Gruppe, die zwischen November 1975 und Juni 1983 in England und in den USA gemacht wurden.

 

"Forecast: Tomorrow" (Sony, 2006) nannte sich ein 3-CD-/1-DVD-Set. Die 3 CDs bestanden mit Ausnahme von drei Tracks aus bekanntem Material. Dazu kamen zwei neue Versionen bekannter Tracks sowie "125th Street Congress" in einem Remix von DJ Logic.

 

Auf der DVD befanden sich 18 vorher unveröffentlichte Live-Tracks aus dem Jahre 1978. Bei "Live At Montreux 1976" (Eagle Vision, 2007) handelte es sich um einen Konzertmitschnitt in Form einer DVD. Die Alben "I Sing The Body Electric", "Sweetnighter", "Mysterious Traveller", "Black Market" und "Night Passage" wurden im Rahmen der Serie "Original Album Classics" (Columbia, 2007) in Form einer 5-CD-Box wiederveröffentlicht.

 

Unter dem gleichen Titel (Columbia und Legacy, 2011) wurden die Alben "Weather Report" von 1971, "Tale Spinnin'", "Heavy Weather", "Mr. Gone" und "Weather Report" von 1982 im Rahmen einer 5-CD-Box wiederveröffentlicht. Die regulären Alben von Weather Report wurden auch unter dem Titel "The Columbia Albums 1971-1975" und "The Columbia Albums 1976-1982" (beide Sony, Columbia und Legacy, 2014) zu Paketen mit 7 bzw. 6 CD zusammengefasst.

 

Sämtliches offizielles Material wurde auch in der 24-CD-Box "The Columbia Studio And Live Recordings" (Columbia, 2017) vereint.         08/24

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