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Werner Lüdi

Schweizer Alt- und Baritonsaxophonist, geboren am 22. April 1936 in Poschiavo und aufgewachsen in Landquart, Graubünden. Als KV-Lehrling entdeckte Werner Lüdi den Jazz. Er begann Baritonsaxophon zu spielen und wurde Mitglied des Quartetts seines Mentors Toni Schädler. 1958 zog er nach Hamburg, wo er in der Oldtime-Hochburg kaum Auftrittsmöglichkeiten vorfand.



Er hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und lernte mit Peter Brötzmann einen gleichgesinnten Musiker kennen. Anfang der 1960er Jahre wurde er in Deutschland zu einem der Pioniere des freien Jazz. Dies verschaffte ihm im Jahr 1964 ein Engagement in der Formation von Gunter Hampel.

 

Nach einem Kurzaufenthalt in München kehrte Lüdi 1966 in die Schweiz zurück, wo er der Musik für 14 Jahre den Rücken kehrte. Lüdi arbeitete als Fotograf, im Büro einer Reifenfabrik oder als Werber. Im Jahre 1978 bekam er von seiner Frau ein Saxophon geschenkt. Darauf trat er gelegentlich in kleinem Kreise wieder öffentlich auf.

 

Der Anstoss zum Comeback kam 1980 von Knox Troxler, dem Organisator der Willisauer Jazzkonzerte und des Festivals. Werner Lüdi wurde 1981 ans Willisauer Festival eingeladen, wo er mit Stephan Wittwer (g), Léon Francioli (b) und Fredy Studer (dm) als Sunnymoon auftrat. Im selben Jahr folgte ein Auftritt am Zürcher Jazzfestival.

 

Auch im Duo mit Donat Beer (p, e-p) nannte sich Werner Lüdi Sunnymoon. Aufnahmen von 1983 wurden auf der labellosen LP "Painted Bird" (1983) veröffentlicht. Dann stellte Lüdi mit Hans Koch (ts, ss, fl), Martin Schütz (cello, b) und Timo Fleig (dm) eine weitere Sunnymoon-Formation zusammen, die am Jazzfestival Zürich 1984 auftrat.

 

Ein Mitschnitt davon erschien unter dem Titel "Lunatico" (Hat Hut, 1985) auf einer Doppel-LP. Nach dem Tod von Fleig übernahm kurze Zeit Günter Müller das Schlagzeug, der durch den Deutschen Paul Lovens und dann duch Dieter Ulrich abgelöst wurde.

 

Im Januar 1987 spielte Sunnymoon in dieser Besetzung die LP "Serendipty" (Creative Works, 1987) ein. Später löste Lüdi die Formation nach einem Streit mit Koch auf. Zusammen mit Burhan Öçal (perc) nahm er "Grand Bazar" (Creative Works, 1988) auf. Am 16. Juli 1989 entstand mit "The Bird Who Makes The Cloud Sing As He Drums It: Live At The Montreux Jazz Festival" (Creative Works, 1989) eine zweite Duoaufnahme dieser beiden Musiker.


Mit Wädy Gysi (g), Mich Gerber (b) und Mani Neumeier (dm) bildete er das Quartett Blauer Hirsch, das "Cyberpunk" (FMP, 1989) und "Brian Drain" (Unit, 1992) veröffentlichte. Mit seinem früheren Weggefährten Peter Brötzmann trat er am 27. September 1989 der Townhall Charlottenburg in Berlin im Duo auf, wo "Wie das Leben so spielt" (FMP, 1990) mitgeschnitten wurde. Später war Lüdi Mitglied von Brötzmanns März Combo. Bei einem Auftritt dieser Gruppe wurde "Live in Wuppertal" (FMP, 1993) aufgenommen.


Im Rahmen des Festivals "Soviet Avantgarde" im Juni 1989 in Zürich war Werner Lüdi mit Martin Schütz (cello), Vladimir Tarasov (dm), Vyacheslav Guyvoronsky (tp) und Vladimir Volkov (b) aufgetreten. Zwei Track dieses Quintetts mit einer Spieldauer von total etwas über 15 Minuten erschienen als Teil der 4-CD-Box "Conspiracy" (Leo, 1991).


1990/91 spielte Lüdi mit Lawrence "Butch" Morris (co), Sainkho Namtchylak (voice, vcl) und Peter Kowald (b) "When The Sun Is Out You Don't See Stars" (FMP, 1992) ein. Mitte der 1990er Jahre gründete Lüdi mit Stephan Wittwer (g) und Michael Werthmüller (dm) das Trio Lüdi. Von diesem erschien später mit "Postludi: Live" (Long Arms, 2005) eine russische CD mit Liveaufnahmen vom Oktober 1997 von einem Konzert in Moskau.


Am 3. und 4. Juli 1993 machte Lüdi in den Kammern des Lucendro-Stausees im Gotthardgebiet Soloaufnahmen, die als "Lucendro" (Unit, 1996) erschienen. Diese waren Teil des 1983 begonnenen Gotthardprojektes von Jean Odermatt, einem szenischen Ereignis mit den Mitteln des Theaters, der Musik und den Elementen Feuer, Wind und Wasser.


Lüdi komponierte selber diverse Film- und Theatermusiken und trat neben dem Bündner Kammerorchester unter Jan C.Schultsz als Solist im Werk "A Letter To Art Pepper" (MGB, 1996) von Fortunat Frölich auf. Mit William Parker bzw. Testu Yamauchi (b) und Shoji Hano (dm) machte er Aufnahmen, die unter dem Titel "Ki East Tokyo - Ki West Zürich" (Intakt, 1998) erschienen.


Aufnahmen vom 4. Juni 2000 mit Peter Brötzmann (ts) und Shoji Hano (dm) wuden später auf der Kassette "Kunsthaus Aarau" (UFO Creations, 2024) veröffentlicht. Werner Lüdi verstarb nur zweieinhalb Wochen später am 21. Juni 2000 im Alter von 64 Jahren in Zürich.


Am 15. Oktober 2000 fand in Chur ein Festival zu Ehren von Lüdi statt. Dabei traten viele Schweizer Free Improv-Musikerinnen und Musiker auf. Darunter befand sich Stephan Wittwer (g), der zu Klängen Lüdis ab Band improvisierte.  Nach dem Tod von Lüdi widmete Peter Brötzmann dem Schweizer die Solo-CD "Right As Rain-Dedicated To Werner Lüdi" (FMP, 2001).

 

Lüdi war auch zu Aufnahmen von Guerino Mazzola, Alboth!, Creative Works Orchestra, Q4 Orchester Projekt und anderen beigezogen worden.        11/24

 

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