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  • Jerry Yester

    Amerikanischer Folk und Folk Rock-Musiker, Sänger und Produzent, geboren am 9. Januar 1943 in Birmingham, Alabama, aufgewachsen in Burbank, California. Mit 15 Jahren begann er, Gitarre zu spielen, und trat mit der Rock and Roll Band Tom Driscoll & The Tomcats bei High School-Festen auf. 1960 gründete er mit seinem Bruder Jim Yester das Duo The Yester Brothers, mit dem er in Folk Clubs in Los Angeles spielte. 1962 lernte er die Folk-Blues-Sängerin Judy Henske kennen, die er im gleichen Jahr heiratete. Als Jim zum Militär musste, trat Jerry zuerst The New Christy Minstrels und 1963 dem Modern Folk Quartet bei. Mit dem MFQ spielte er zwei Alben ein. Dazu wirkte er bei mehreren Aufnahmesessions anderer Musiker mit, so bei Tim Buckley, The Lovin’ Spoonful, The Ronettes oder The Righteous Brothers. Er produzierte und arrangiert für Tim Buckley, The Turtles und die Monkees. Er wurde ein Jahr lang Mitglied von The Lovin’ Spoonful. Nach dem Split von Lovin’ Spoonful, verrichtete er weitere Produktionsarbeit und nahm mit seiner damaligen Frau Judy Henske "Farewell Aldebaran" (Straight, 1969) auf. Es erschien auf dem Plattenlabel von Frank Zappa. Yester spielte darauf 12 Instrumente in Eigenkompositionen, bestehend aus Elementen von klassischer und experimenteller Musik, Folk, Blues und Hardrock. 1970 gründete er mit Judy Henske (vcl) sowie mit Craig Doerge (key, vibes, concertina, vcl), David Vaught (e-b) John Seiter (dm, perc, vcl) die Folkrock-Band Rosebud, von der nur gerade ein gleichnamiges Album (Reprise und Straight, 1971) erschien. Bei den Aufnahmen wirkten noch weitere Musiker mit. 1972 trennten sich sowohl Henske und Yester als auch die Band. Henske heiratete das ehemalige Rosebud-Mitglied Craig Doerge. In den 1970er Jahren trat Yester mit The Association auf, reformierte das Modern Folk Quartet und schrieb Arrangements für Tom Waits, Manhattan Transfer und Spanky and Our Gang. 1984 siedelte er nach Hawaii um, wo er zunächst eine Tanz-Combo gründete und dann mit seinem Bruder einige Platten mit dem Modern Folk Quartet aufnahm. 1991 gründeten Jerry und Jim, gemeinsam mit den Gründungsmitgliedern Joe Butler und Steve Boone, eine neue Version der Lovin’ Spoonful. Yester lebt in Harrison, Arkansas, wo er mit "Willow Sounds" ein eigenes Aufnahmestudio hat, in dem er Musiker und Bands produziert, etwa die No Neck Blues Band, Dennis Lee, Gavin Coyle und Eric Bibb. Er trat mit Lovin’ Spoonful und wöchentlich im Grand Tavern auf, einem Teil des Grand Central Hotels in Eureka Springs, Arkansas, auf, wo er sich auf dem Piano begleitet. 2009 gründete er mit seinem Bruder Jim und seinen Töchtern Hannah Yester und Lena Boone, die Folkband Yester, von der nur gerade ein gleichnamiges, labelloses Album (2009) erschien. Weitere eigene Alben hatten "Just Like The Big Time... Only Smaller" (Village Green, 1990) und "Pass Your Light Around" (Omnivore, 2017) geheissen. 05/23

  • The Lovin' Spoonful

    Amerikanische Pop Rock-Band, gegründet 1965 in Greenwich Village, New York City, von John Sebastian (vcl, g), Sohn des Mundharmonika-Virtuosen John Sebastian (1914-1980), der dieses Instrument in der klassischen Musik etablierte. Zweites Gründungsmitglied war Zal Yanovsky (g). Er hatte davor zusammen mit den späteren The Mamas & The Papas-Musikern Cass Elliot und Denny Doherty eine Gruppe mit dem Namen The Mugwumps gebildet. Als weitere Musiker holten sie Steve Boone (e-b) und Jan Carl (dm) dazu. Nach einem ersten, katastrophalen Auftritt im Greenwich Village wurde Carl durch Joe Butler (dm) ersetzt. Dennoch bot ihr das Label "Elektra" einen Vertrag an. Vier damals eingespielte Tracks kamen später auf dem Label-Sampler "What's Shakin'" (Elektra, 1966) heraus. Weil mit "Kama Sutra" bereits ein anderes Label eine Option für einen Vertrag hatte, wurde diese eingelöst. "Do You Believe in Magic" (Kama Sutra, 1965) hiess das erste Album. Es kam auf Platz 32 der Billboard 200. Der Titelsong schaffte es als Single unter die Top-10 der Billboard Hot 100, "Did You Ever Have to Make Up Your Mind?" sogar auf Platz 2. "Daydream" (Kama Sutra, 1966) war ein Top-10-Album in den Billboard 200. Das Titelstück arbeitete sich bei den Billboard Hot 100 bis auf Platz 2 vor. Die zweite Single "You Didn't Have to Be So Nice" schaffte es ebenso in die Top-10 der US-Pop-Charts. Für das dritte Album "Hums of the Lovin' Spoonful" (Kama Sutra, 1966) reichte es nur noch zu Platz 14 in den Billboard 200. Dafür hatte die Band mit "Summer in the City" einen Nummer-1-Hit in den Billboard Hot 100. Der Song wurde unzählige Male gecovert, unter anderem von Styx, Joe Cocker, Isaac Hayes, B. B. King, Quincy Jones, den Eels und anderen. Mit "Nashville Cats" und "Rain on the Roof" enthielt das Album zwei weitere Top-10-Singles in den US-Pop-Charts. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere stand zur Debatte, dass The Lovin' Spoonful im Mittelpunkt einer TV-Serie stehen sollte. Diese Serie kam dann zu Stande, allerdings mit einer eigens dafür zusammengestellen Band, den Monkees. Danach war bei The Lovin' Spoonful die Luft draussen. Das nächste Album "Everything Playing" (Kama Sutra, 1967) kam nicht einmal mehr in die erste Hälfte der Billboard 200. Zal Yanovsky musste die Band verlassen und wurde durch Jerry Yester (g, banjo, vcl, key) von The New Christy Minstrels und dem The Modern Folk Quartet ersetzt. Auch John Sebastian verliess die Gruppe, um eine Solokarriere einzuschlagen. Das letzte Album "Revelation: Revolution '69" (Kama Sutra, 1968) mit Joe Butler als Leadsänger tauchte gar nicht mehr in den Albumcharts auf. 1969 löste sich The Lovin' Spoonful auf. "What's Up, Tiger Lily?" (Kama Sutra, 1966) für den ersten Film von Woody Allen und "You're a Big Boy Now" (Kama Sutra, 1967) für den zweiten Film von Francis Ford Coppola waren dazwischen zwei Soundtrack-Alben, die auf den hinteren Plätzen der Billboard 200 landeten. Die erste Compilation "The Best of the Lovin' Spoonful" (Kama Sutra, 1967) hingegen war mit Platz 3 in den Billboard 200 ein Erfolg. 1979 kam es zu einer kurzen Reunion des klassischen Lineups. 1991 setzten Yester, Boone und Butler zu einem weiteren Versuch an, der bis dato anhält. Dabei resultierte abgesehen von Liveaufnahmen kein neues Materal mehr. 2000 waren auch Sebastian und Yanovsky wieder kurz dabei. Letzterer starb 2002. Von The Lovin' Spoonful kamen viele Compilations und Reissue-Pakete heraus. Darunter befand sich die Doppel-CD "Singles A's & B's" (Repertoire, 2005) und das 5-CD-Boxset " Original Album Classics" (Legacy, 2011) mit allen fünf regulären Studioalben. 05/23

  • John Sebastian

    Amerikanischer Singer/Songwriter und Musiker zwischen Rock, Pop und Folk, geboren am 17. März 1944 in Greenwich Village, New York City. Er wuchs in einem musikalischen Umfeld auf und begegnete während seiner Kindheit und Jugend bekannten Musikern wie Woody Guthrie, Leadbelly, Mississippi John Hurt und Lightnin’ Hopkins. Sein Vater war der Mundharmonika-Virtuose John Sebastian senior (1914-1980), der sein Instrument auch in der klassischen Musik salonfähig machte. John Sebastian junior kam Anfang/Mitte der 1960er Jahren zu ersten Aufnahmen und zwar als Begleiter von Billy Faie, Valentine Pringle, Linda Mason, Judy Collins sowie Vince Martin & Fred Neil. Mit Stefan Grossman, Steve Katz, Maria Muldaur und anderen war er Mitglied der kurzlebigen Jug-Band Even Dozen Jug Band, von der nur gerade ein gleichnamiges Album (Elektra, 1963) erschien. Auf dieser Aufnahme nannte er sich John Benson. Danach bildete er mit Zal Yanovsky (g) sowie den späteren The Mamas & The Papas-Musikern Cass Elliot und Denny Doherty die Gruppe The Mugwumps. Auch von dieser Gruppe erschien nur ein gleichnamiges Album (Warner, 1967). Allerdings war John Sebastian bei den Aufnahmen nicht mehr dabei. Er hatte 1965 mit Zal Yanovsky (g) und anderen Musikern die erfolgreiche Pop Rock-Formation The Lovin' Spoonful gegründet, die vor allem mit "Summer in the City" (Kama Sutra, 1966) einen Nummer-1-Hit in den Billboard Hot 100 hatte. Dieser Song wurde unzählige Male gecovert, unter anderem von Styx, Joe Cocker, Isaac Hayes, B. B. King, Quincy Jones, den Eels und anderen. Sebastian verliess The Lovin' Spoonful 1968, um eine Solokarriere zu starten. 1979, 2000 und 2020 kehrte er jeweils wieder kurze Zeit zur Gruppe zurück. Nach seinem Abschied bei The Lovin' Spoonful schrieb der die Musik für das Broadway-Stück "Jimmy Shine" von Murray Schisgal. Bei den ersten der 150 Aufführungen war Dustin Hoffman in der Hauptrolle zu sehen und zu hören. Später schrieb Sebastian eine Musicalversion von E.B. Whites Kinderbuch "Charlotte's Web". Die 20 Songs wurden allerdings nie aufgenommen. Sebastian sang und spielte aber einige Songs bei seinen Auftritten. 1969 trat Sebastian beim Woodstock-Festival auf, obwohl er nicht eingeladen war. Er war hinter der Bühne entdeckt worden. Er stand der Legende stark unter Drogeneinfluss. Seine erste Soloveröffentlichung war die Single "She's a Lady/The Room Nobody Lives In" (Kama Sutra, 1968) gewesen. Danach vergingen zwei Jahre bis er weitere Singles sowie das erste Album "John B. Sebastian" (Reprise, 1970) herausbringen konnte. Es war mit Platz 20 in den Billboard 200 Sebastians chartsmässig bestes Album. Vier weitere Soloalben kamen nicht mehr unter die besten 50 der US-Hitparade, spätere Alben tauchten dort schon gar nicht mehr auf. Mit "Welcome Back/Warm Baby" (Reprise, 1976) hatte er aber einen Nummer-1-Hit in den Billboard Hot 100. Es handelte sich um den Titelsong zur Fernsehserie "Welcome Back, Kotter". Bis dato veröffentlichte Sebastian rund ein Dutzend Alben, darunter zwei mit seiner J-Band oder gemeinsame Alben mit David Grissman bzw. Arlen Roth. Ein anderes Album enthielt die Musik zu einer Kindersendung. Mit Musikern von NRBQ nahm er "Tar Beach" (Shanachie, 1992) auf. In jener Zeit moderierte er auch eine Oldie-Sendung für den Fernsehsender NBC. Er wurde von vielen Musikerinnen und Musikern wie Gordon Lightfoot, Crosby, Stills, Nash & Young, Everly Brothers, Rita Coolidge, Bonnie Raitt, Keith Moon von The Who, Laura Nyro, The Doors, John David Souther, Donovan, John Prine, David Bromberg, Rory Block, Tim Hardin, Tom Petty & The Heartbreakers, Al Kooper, Dolly Parton, Art Garfunkel, Bob Dylan, Jimi Hendrix und anderen zu Aufnahmen eingeladen. Die Datenbank discogs.com listet für Sebastian fast 200 Einträge als Musiker auf. Vom Schaffen von John Sebastian wurden mehrere Compilations zusammengestellt, viele davon auch mit Material von The Lovin' Spoonful. 05/23

  • To Rococo Rot

    Deutsches Electronica/Post Rock/Minimal-Trio, gegründet 1995 in Berlin von den Brüdern Robert (synth, elect) und Ronald Lippok (dm, synth, org, tape), die ab 1982 in der DDR die Punk-Formation Ornament & Verbrechen geleitet hatten. Dritter Musiker bei To Rococo Rot war Stefan Schneider (e-b, org, tt) aus Düsseldorf, Mitglied mehrere Projekte und Gruppen. Erste Aufnahmen erschienen auf der Kassette "To Rococo Rot" (A Contresens, 1995). Die zehn Tracks wurden im Jahr darauf auch als "Katalog" zu einer Ausstellung in einer Gallerie auf einer Picture-Disc (Kitty Yo, 1996) herausgebracht. Die im selben Jahr veröffentlichte CD-Version enthielt vier Bonustracks. Zwei dieser Bonustracks und zwei weitere Stücke wurden gleichzeitig auch auf der 12"-EP "Lips" (City Slang, 1996) veröffentlicht. Die beiden anderen Tracks der ersten EP stammten vom zweiten Album "Veiculo" (City Slang, 1997). In der Folge gab To Rococo Rot eine ganze Reihe von weiteren EPs und Singles heraus, deren Songs teilweise auch auf Alben zu hören waren. Das dritte Album trug den Titel "The Amateur View" (City Slang, 1999). "Lume Lume" (Staubgold, 2000) enthielt Stücke von Alexander Balanescu, Isabella Bordoni, Rupert Huber, Sergio Messina, Siegfried Ganhör und/oder To Rococo Rot allein oder in Kombinationen. ‎Bei den Aufnahmen zu "Music Is A Hungry Ghost" (City Slang und Virgin, 2001) kam es zu einer Zusammenarbeit mit dem New Yorker DJ und Musiker Craig Willingham alias I-Sound. Alexander Balanescu (vio) war bei diesen Aufnahmen als Musiker in einem Track und als Komponist in zwei Stücken mitbeteiligt. "Kölner Brett" (Staubgold, 2001) war die musikalische Umsetzung eines gleichnamigen Kölner Gebäudes. Die Musik entstand im Auftrag der Architekten. Nach einer dreijährigen Pause erschien mit "Hotel Morgen" (Domino, 2004) das nächste Album. Die CD "Taken From Vinyl" (Staubgold, 2006) war eine Compilation, bestehend aus verschiedenen Stücken, die auf Singles oder EPs erschienen waren. Nach weiteren Aufnahmen, die aufgrund ihrer Spieldauer eher als EPs einzustufen waren, war "Speculation" (Domino, 2010) wieder einmal ein richtiges Album. Unter dem Titel "Rocket Road. 1997-2001." (City Slang, 2012) wurden die drei Alben "Veicolo" von 1997, "The Amateur View" von 1999 und "Music Is A Hungry Ghost" von 2001 in neu abgemischten Versionen in Form einer Triple-CD wieder veröffentlicht. Fünf Jahre nach "Speculation" erschien von To Rococo Rot wieder einmal ein neues Album. Es hiess "Instrument" (City Slang, 2014) und zeigte TRR mit Arto Lindsay (g) in drei Tracks. Nachträglich wurde "John Peel BBC Sessions 97-99" (Bureau B, 2022) veröffentlicht. Auch bei Hörspielen arbeitete TRR mit. Für den Bayerischen Rundfunk verfasste die Gruppe 1998 eine Neubearbeitung des Hörspiels "Weekend" von Walter Ruttman aus dem Jahre 1930. Für die beiden Dokumentarfilme "No Ordinary Cowboy" (1999) von Abdur Rehman Ismael Mia und "Plane Of Immanence" (1997) von Vladimir Mushesky lieferte TRR die Soundtracks oder Teile davon. Für die Werke "30 Farben" (2000) und "Music For A Ice Skate Ring" (2001) des Künstlers Olaf Nicolai steuerte die Gruppe die Musik als Soundinstallationen bei. Auch im Remixbereich war TRR aktiv. St. Etienne zog TRR bei den Aufnahmen für die Maxisingle "How We Used To Live" und die CD "Sound Of Water" (Mantra und Sub Pop, 2000) heran. Weitere Remixes bestellten Leftfield, Appliance, Mira Calix und Wolfgang Voigt. Die einzelnen Musiker arbeiteten auch an Solo-Projekten. Stefan Schneider veröffentlichte unter seinem Namen Aufnahmen, trat unter anderem als Mapstation auf und war/ist Mitglied der Gruppen Kreidler, Deux Baleines Blanches, Hauntologists, Music AM, September Collective und Sons Of Care. Ronald Lippok bildete mit Bernd Jestram auch Tarwater und war/ist Mitglied von Dakota Days, Etzel In Mecklenburg, Novemberklub und The Local Moon. Whitetree war ein Trio der Lippok-Brüder mit Ludovico Einaudi. Von dieser Formation erschien nur gerade ein Album, das "Cloudland" (Ponderosa Music & Art, 2009) hiess. Robert Lippok bildete mit Clive Bell sowie mit den Hans Joachim Irmler von Faust und Jaki Liebezeit von Can die Formation B.I.L.L., die das Album "Spielwiese Zwei" (Klangbad, 2011) heraus brachte. 04/23

  • The Seeds

    Amerikanische Psychedelic/Garage Rock-Band, gegründet 1965 in Los Angeles, California, von Sky Saxon (vcl, hca) mit Jan Savage und Jeremy Levine (g), Daryl Hooper (key, p, vcl) und Rick Andridge (dm). Saxon und Savage hatten davor einer Band mit dem Namen Amoeba angehört. Levine verliess die Band schnell wieder. Ein Bassist gehörte vorerst nicht dazu. The Seeds war eine der ersten Bands, die bei Auftritten einen Keyboard-Bass einsetzte, wie ihn auch Ray Manzarek von den Doors benutzte. Bei Auftritten im Fernsehen tat Saxon so, wie wenn er Bass spielt. Auch bei den Credits für Aufnahmen war Saxon als Bassist aufgeführt, obwohl im Studio Harvey Sharpe als Gastmusker zum Einsatz kam. Die erste Single "Can't Seem To Make You Mine/Daisy Mae" (GNP Crescendo, 1965) war ein regionaler Hit in Südkalifornien. Mit "You're Pushing Too Hard/Out Of The Question" (GNP Crescendo, 1965) war die Gruppe dann in den Top-40 der Billboard Hot 100 vertreten. Spätere Singles, falls sie überhaupt in den Charts auftauchten, konnten diese Platzierung nicht mehr toppen. Die A-Seiten der beiden Singles fanden sich auch auf dem ersten Album "The Seeds" (GNP Crescendo, 1966). Im selben Jahr und beim selben Label erschien mit "A Web Of Sound" ein zweites Album, das ein, für diese Zeit unüblich, fast 15-minütiges Stück enthielt. Begleitet von Besetzungswechseln und Singles erschienen weitere Alben wie "A Full Spoon Of Seedy Blues" und "Future" (beide GNP Crescendo, 1967) sowie "Raw & Alive In Concert At Merlin's Music Box" (GNP Crescendo, 1968). Zwischen 1969 und 1972 nannte sich die Band Sky Saxon & The Seeds, ehe sie sich auflöste. Sly Saxon schloss sich einer religiösen Gruppe an und gab Aufnahmen unter seinem Namen heraus. 1989 kam es zu einer kurzen Reunion. Die Band ging mit Big Brother & The Holding Company, Arthur Lee & Love, The Music Machine und The Strawberry Alarm Clock auf die "The Summer of Love Tour". 2003 reformierte Saxon die Band mit Jan Savage (g) sowie den neuen Muskern Mark Bellgraph (g), Dave Klein (key), Rik Collins (e-b) und Justin Polimeni (dm). Mit "Red Planet" (Rogue, 2004), "Live In The UK" (Grow, 2005) und "Back To The Garden" (Global, 2008) erschien weiteres Material. Der Tod von Saxon am 25. Juni 2009 bedeutete das Ende der Band. Auch andere ehemalige Bandmitglieder waren inzwischen verstorben. Von The Seeds erschienen fast 20 Compilations oder Reissue-Pakete. Darunter befanden sich die beiden 3-CD-Sets "Flower Punk" (Drop Out, 1996) und "The Best Of The Seeds" (GNP Crescendo, 2002) sowie die CD "Singles As & Bs 1965-1970" (Big Beat, 2014). 04/23

  • Georgie Fame

    Englischer R&B-Sänger/Songwriter, Musiker und Bandleader, geboren am 26. Juni 1943 in Leigh, Lancashire, als Clive Powell. Mit 16 Jahren wurde er vom Manager Larry Parnes unter Vertrag genommen und in Georgie Fame umgetauft. Ab 1960 spielte Fame Keyboard in der Band von Billy Fury, den Blue Flames, die er bald darauf selber übernahm. Von dieser Gruppe erschienen 1964 mehrere EP sowie das Livealbum "Rhythm and Blues at the Flamingo" und das Studioalbum "Fame At Last!" (beide Columbia, 1964). Letzteres kletterte bis auf Platz 15 der britischen Charts. Mit der Non-Album-Single ""Yeh, Yeh/Peach and Teach" (Columbia, 1964) hatten Fame und die Blue Flames Ende 1964 einen Nummer-1-Hit in den UK-Charts. "Get Away/El Bandido" (Columbia, 1966) war eineinhalb Jahre später ein zweiter Nummer-1-Hit für Fame und die Blue Flames. Im Laufe der 1960er Jahre und auch noch später erschienen von den Blue Flames einige weitere Alben, zwei Dutzend Singles und mehrere Compilations, darunter die Doppel-CD "The Complete Live Broadcasts (BBC Radio Sessions 1964-1967)" (Rhythm And Blues, 2021). Schon zu Beginn der Blue Flames-Zeiten war nie ganz klar, ob es sich um Aufnahmen von Fame oder von Georgie Fame & The Blue Flames handelte. Ab 1966 stand nur noch sein Name auf den Covers der Schallplatten. Bis Mitte der 2010er Jahre veröffentlichte Fame an die 50 weitere Alben. Mit "The Ballad of Bonnie and Clyde" (Columbia, 1967) hatte er zudem einen Riesenhit. Er stand in Grossbritannien, Kanada und anderen Ländern an der Spitze der Charts und hielt auch Einzug in die Top-10 der Billboard Hot 100. Trotz Dutzenden von weiteren Singles konnte er nie mehr an diesen Erfolg anknüpfen. Im Laufe der Jahre war Georgie Fame immer mehr in Richtung Jazz gerückt. Er machte Aufnahmen mit Hoagy Carmichael, Annie Ross, Sylvia Vrethammar, The Go Jazz All Stars, Madeline Bell, The BBC Big Band, Danish Radio Big Band, Van Morrison, Mose Allison, Ben Sidran, Uschi Brüning, Alan Skidmore und anderen. Er trat auch mit Count Basie und dessen Band auf. Sein Schaffen wurde auf über 40 Compilations oder Reissue-Paketen dargestellt. Seine frühen Aufnahmen wurde zusammen mit Bonus-Material aus jener Zeit auf der 5-CD-Box "The Whole World’s Shaking (Complete Recordings 1963-1966)" (Polydor und Universal, 2015) zusammegefasst. Einen umfassenden Überblick über seine Karriere gab die 6-CD-Box "Survival (A Career Anthology 1963-2015)" (UMC, 2016). 04/23

  • The Chesterfield Kings

    Amerikanische Garage Rock-Band, gegründet 1979 in Rochester, New York, von Greg Prevost (vcl, div instr), Bob Ames und Richard Cona (g) sowie Doug Meech (dm) unter dem Namen The Cutdowns. Schon nach wenigen Wochen taufte sich die Band in The Chesterfield Kings um. "I Ain't No Miracle Worker/Exit 9" und "You Can't Catch Me/I Won't Be There" (beide Living Eye, 1981) hiessen zwei selber herausgebrachte 7"-Singles, die in Auflagen von 100 bzw. 50 Stück auf den Markt kamen. Die erste der beiden Singles enthielt je eine Coverversion von Songs der 1960er Garage Rock-Bands The Brogues und The Heard. Begleitet von weiteren Singles und EPs erschienen die ersten Alben. Das Debutalbum "Here Are The Chesterfield Kings" (Mirror, 1982) bestand ausschliesslich aus Coverversionen. Die Kings bestanden inzwischen aus Prevost, Cona, Orest Guran (org, g, p, effects), Andy Babiuk (e-b, g, vcl, effects) und Meech. Der Zweitling "Stop! (Mirror, 1985) enthielt auch erste eigene Songs. Auf "Don't Open Til Doomsday" (Mirror, 1987) und "The Berlin Wall Of Sound" (Mirror, 1990) wurde der Sound etwas härter. Dazwischen war mit "Night Of The Living Eyes" (Mirror, 1989) erschienen. Dieses Album enthielt die Songs der ersten drei Singles, ein Rehearsal-Track sowie acht Songs als "Live At The Peppermint Lounge, New York City 2/'83". "Drunk On Muddy Water" (Mirror, 1990) hiess eine akustische Blues-Aufnahme. Das nächste Album "Let's Go Get Stoned" (Mirror, 1994) enthielt Coverversionen der Rolling Stones oder eigene Songs im Stile dieser Band. Bis "Surfin' Rampage" (Mirror, 1997) vergingen sieben Jahre. Das Lineup der Kings hatte sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert. "The Good, The Bad & The Ugly (A 20 Year Retrospective)" (Living Eye, 1998) und "The Good, The Bad & The Ugly Vol. 2 (A 20 Year Retrospective)" (Living Eye, 2000) waren zwei Videoaufnahmen in Form von VHS-Kassetten. Weitere Alben waren "Where The Action Is!" (Sundazed und Living Eye, 1999) und "The Mindbending Sounds Of... The Chesterfield Kings" (Sundazed, 2003). "Where Is The Chesterfield King?!?!" (Living Eye, 2005) stellte eine DVD dar, während "Psychedelic Sunrise" (Wicked Cool, 2007) und "Live Onstage... If You Want It" (Wicked Cool, 2009) weitere Alben waren. 2009 löste sich die Gruppe auf. 16 Musiker waren einmal mehr oder weniger lang Mitglied der Kings. Einige von ihnen sind inzwischen verstorben. Leader Greg Prevost veröffentlichte später mehrere Aufnahmen unter seinem eigenen Namen oder als Leader kurzlebiger Bands wie Distorted Levels, Mean Red Spiders oder Tar Babies. 04/23

  • Sandoz

    IDM/Dub/Downtempo-Soloprojekt mit Einflüssen von Reggae und anderen ethnischen Stilen, initiiert 1992 vom Briten Richard H. Kirk, Mitgründer der Avantgarde-Formation Cabaret Voltaire und Initiant vieler anderer Projekte. Die ersten Veröffentlichungen waren die 12"-EPs "Limbo" (Intone, 1992), "Chocolate Machine" (Intone, 1993), "Dark Continent" (Touch, 1993) und "Digital Lifeforms" (Intone, 1993). "Digital Lifeforms" (Touch, 1993) hiess auch ein erstes Album, das aus Tracks der gleichnamigen EP sowie der EPs "Limbo" und "Chocolate Machine" bestand. Dieses Album wurde später als Teil der Doppel-CD "Digital Lifeforms (Redux)" (The Grey Area, 2004) noch einmal heraus gebracht. Die zweite CD enthielt weiteres Material aus der selben Zeit. Von diesen zehn zusätzlichen Tracks waren davor nur zwei je veröffentlicht worden. Auch die erwähnte EP "Dark Continent" wurde später mit weiterem Material zu einem Album (Touch, 1996) ausgebaut. Davor und danach waren mit "Intensely Radioactive" (Touch, 1994), "Every Man Got Dreaming" (Touch, 1995) und "God Bless The Conspiracy" (Alphaphone, 1997), "In Dub Chant To Jah" (Touch, 1998), "Afrocentris" (Intone, 2001) und "Live In The Earth: Sandoz In Dub, Chapter 2" (Soul Jazz, 2006) weitere Alben erschienen. Dazwischen kamen auch weitere 12"-EPs oder Maxisingles auf den Markt. "In Dub: Chapter Two/Extra Time (Under The Stones)" (Intone, 2006), "Acid Editions (303 Excursions)" (Intone, 2009) und "Digital Life Time" (beide Intone, 2012) hiessen drei Alben, die nur in digitaler Form veröffentlicht wurden. "#9294 (Collected Works 1992-1994)" (Mute, 2016) war ein aus fünf CDs bestehendes Boxset. CD 1 bis 4 enthielten die Alben "Digital Lifeforms (Redux) | Part 1 und 2", "Intensely Radioactive" und "Dark Continent". CD 5 trug den Titel "Runs The Voodoo Down #9294 (Archive)" und bestand aus bisher unveröffentlichten Tracks aus den Jahren 1992 bis 1994. Zehn Stücke dieses Boxsets wurden gleichzeitig auf einem DL-Sampler veröffentlichte. Die 12"-EP "Sandoz" (Second Circle, 2020) bestand aus je zwei Tracks der beiden ersten 12"-EPs. Richard H. Kirk starb am 21. September 2021 im Alter von 65 Jahren. 04/23

  • Richard H. Kirk

    Englischer Experimental-Musiker und Produzent zwischen Industrial und IDM, geboren am 21. März 1956 in Sheffield. Er studierte Kunst am Sheffield Art College. 1974 gründete er mit Stephen Mallinder und Chris Watson die Industrial bzw. Avantgarde-Dancefloor-Formation Cabaret Voltaire, die als eine der ersten Gruppen ihren dancefloor-tauglichen Sound mit Loops, Samples und elektronischen Zusatzgeräten im Studio herstellte. Cabaret Voltaire war eine Art Vorläufer für Stile wie Chicago House und Detroit Techno. Schon während seiner Zeit bei Cabaret Voltaire begann Kirk eigene Aufnahmen zu realisieren. Diese erschienen unter seinem Namen oder unter rund 40 Projektnamen. Tracks von vier dieser Projekte wurden auf der Doppel-CD "Step Write Run: Alphaphone Vol. 1" (Touch, 1996) zusammengefasst. Weiteres Material seiner vielen Soloprojekten wurde auf den CDs "URP Vol 1_" (Intone, 2003), "URP Vol 2_" (Intone, 2004) und "URP Vol 3_" (Intone, 2004) sowie auf dem DL-Album "URP VOL 4" (Intone, 2005) vorgestellt. Dazwischen war "Earlier/Later (Unreleased Projects Anthology 74-89)" (The Grey Area und Mute, 2004) erschienen. Die Doppel-CD war auch Teil des 8-CD-Sets "#7489 Collected Works 1974-1989)" (Mute, 2016). CD 8 enthielt bisher unveröffentlichte Aufnahmen. Im Rahmen der Triple-CD "The Many Dimensions Of Richard H Kirk" (Die Stadt, 2014) wurden sein eigenes Album "Reality Is Opposite" (Intone, 2011) sowie zwei Alben seiner Projekte Richard H Kirk And The Arpeggio 13 und Orchestra Terrestrial wieder veröffentlicht. Sein wichtigstes Nebenprojekt hiess Sandoz. Neben seinen vielen Soloprojekten und neben Cabaret Voltaire bildete Kirk mehrere Duos oder andere Gruppen. Mit DJ Parrot alias Richard Barratt tat er sich zu Sweet Exorcist zusammen. Unter dem Gruppennamen Acid Horse taten sich Al Jourgensen und Chris Connelly von Ministry mit Richard H. Kirk und Stephen Mallinder von Cabaret Voltaire zusammen. Citrus hiess ein Duo mit Steve Cobby, The Technocrats ein solches mit Ralf Dörper von Die Krupps und XON ein weiteres mit Robert Gordon. The Pressure Company war ein Pseudonym, das Cabaret Voltaire für einen Auftritt verwendete. Der Mitschnitt dieses Konzertes wurden unter dem Titel "Live In Sheffield 19 Jan 82" (Paradox, 1982) auf einer LP heraus gebracht. Die erste Aufnahme unter eigenen Namen war die C60-Kassette "Disposable Half-Truths" (Industrial, 1980) gewesen, die später als CD (The Grey Area und Mute 1992) wieder veröffentlicht wurde. Auf einigen Stücken spielte Lyn (vcl, cl, g) mit. Als nächstes erschien die Doppel-LP "Time High Fiction" (Doublevision, 1983) sowie die LPs "Black Jesus Voice" und "Ugly Spirit" (beide Rough Trade, 1986). "Hoodoo Talk" (Native, 1987) war eine Duo-Arbeit mit Peter Hope (vcl). Dieses Duo veröffentlichte mit "Leather Hands" (Doublevision, 1985) und "Surgeons/N.O." (Native, 1988) auch zwei 12"-EPs. Später folgte mit "Black&White Medicine" (Wrong Revolution, 2018) ein DL-Album dieses Duos. Nach dem Split von Cabaret Voltaire 1994 veröffentlichte Kirk weitere eigene Alben wie "Virtual State" (Warp, 1994), "The Number Of Magic" (Warp, 1995) und "Knowledge Through Science" (Blast First, 1998). Auf letzterer CD fand sich ein 37:19-minütiger Einzeltrack. Dieser war in einer ersten Auflage (Irregular, 1998) zwecks Promotion eines Konzerts von Kirk in einer Auflage von 500 Stück erschienen, bevor er offiziell veröffentlicht wurde. 38 Minuten lang war auch der Track auf "Darkness At Noon" (Touch, 1999). Die CD "LoopStatic (Amine ß Ring Modulations)" (Touch, 2000) war eine CD mit mehreren Tracks. Vier der acht Tracks davon erschienen auch auf einer 12"-EP. Ein weiteres Album unter eigenem Namen waren "TWAT v4.0: The War Against Terror" (Intone, 2003). "Meets The Truck Bombers Of Suburbia Uptown Vol. 1" (Intone, 2004) hiess eine Aufnahme, die zusammen mit Pat Riot entstanden war. "Entering Valhalla, Vol. 2: Virtual Lite" (Intone, 2006) war ein in digitaler Form veröffentlichtes Album/EP mit sechs Tracks, die bei der Session für das erwähnte, 1994 herausgebrachte Album "Virtual State" entstanden waren. Ebenfalls nur als DL erhältlich war "Sonic Reflections (Unreleased Soundtrack Project 1994)" (Intone, 2009) mit drei langen Tracks. Die nächsten Alben hiessen "Anonymized" (Intone, 2011), "Reality Is Opposite" (Intone, 2011) und "Dasein" (Intone, 2017). Richard H. Kirk starb am 21. September 2021 im Alter von 65 Jahren. 04/23

  • Miles Davis: Elektrische Phase ab 1969 bis 1991

    Die ersten Versuche anderer Musiker, Jazz und Rock näher zueinander zu bringen, liessen auch den stets nach Neuem suchenden Miles Davis nicht ungerührt. Erste Anzeichen dafür waren im Januar und Mai 1968 festzustellen, als er mit seinem zweiten klassischen Quintett "Miles In The Sky" (Columbia, 1968) einspielte. Darauf ist Herbie Hancock teilweise am E-Piano und Ron Carter teilweise am E-Bass zu hören. Für ein Stücke wurde George Benson (g) dazugeholt. Auf "Filles de Kilimanjaro" (Columbia, 1968) mit Aufnahmen seines Quintetts vom Juni und September 1968 setzte er die Experimente mit elektrisch verstärkten Instrumenten fort. In einigen Stücken setzte er Chick Corea (p, e-p) an Stelle von Hancock (e-p) ein, in anderen Dave Holland (b) an Stelle von Ron Carter (e-b). Es war, wenn man es so sehen will, das letzte Album des zweiten klassischen Quintetts (siehe Miles Davis Quintet-2). Auf "In A Silent Way" (Columbia, 1969) umgab sich Miles im Februar 1969 zwar weiter mit Shorter (ss), Hancock (e-p) und Williams (dm). Dazu stellte er mit John McLaughlin (g), Chick Corea (e–p), Joe Zawinul (e-p, org) und Dave Holland (b) weitere Musiker. Die gesamte Session sowie weiteres Material, das zwischen September 1968 und Februar 1969 entstanden war, erschien später auf der 3-CD-Box "The Complete In A Silent Way Sessions" (Columbia, 2001). Im August 1969 und Januar 1970 setzte er mit dem Doppelalbum "Bitches Brew" (1970) zum grossen Wurf an. Für das Hexengebräu holte er Wayne Shorter (ss), Bennie Maupin (bcl), Chick Corea, Joe Zawinul und Larry Young (e-p), John McLaughlin (g), Dave Holland (b), Harvey Brooks (e–b), Lenny White, Billy Cobham und/oder Jack DeJohnette (dm) sowie Airto Moreira, Don Alias und/oder Juma Santos (perc) ein. Die auf der Doppel-LP veröffentlichten Tracks widergaben allerdings nicht das, was in den Studios eingespielt wurde, denn sie wurden von Produzent Teo Macero nachträglich zusammengeschnitten. Später erschien unter dem Titel "The Complete Bitches Brew Sessions" (Sony, 1998) die komplette Session. Die 4-CD-Box enthält die 6 Tracks der Doppel-LP in der Orginallänge sowie weitere Studioaufnahmen aus dieser Epoche. Eine Live-Version von "Bitches Brew" in der Quartett-Besetzung Davis, Corea, Holland und deJohnette ohne den im Stau steckengebliebenen Wayne Shorter vom Newport Jazzfestival am 5. Juli 1969 erschien später unter dem Titel "Bitches Brew Live" (Sony, 2010). Ergänzt wurde dieser 24-minütige Mitschnitt mit 36 Minuten vom Isle Of Wight-Festival 1970. Zu den erwähnten Musikern in Newport gesellten sich auf der Isle Of Wight Gary Barth (ts), Keith Jarrett (p) und Airto Moreira (perc). Am 7. März 1970 trat Miles Davis in Sextettbesetzung im Fillmore East in New York auf. Begleitet wurde er von Shorter, Corea, Holland, deJohnette und Moreira. Die Aufnahmen wurden erst später als "Live At The Fillmore East (March 7, 1970) - It's About That Time" (Sony, 2001) veröffentlicht. Dieses Quintett, das mit Miles eigentlich ein Sextett war, nannte Davis damals The Lost Quintet. Mit ihm trat er zu jener Zeit meist live auf. Zudem bildete es das Kernquintett seiner im Studio versammelten Grossformationen. Eigene Aufnahmen spielte dieses Quintett nie ein, aber später erschien unter dem Titel "The Lost Broadcast" (Left Field, 2016) ein Mitschnitt eines Auftritts dieses Sextetts mit Steve Grossman an Stelle von Shorter vom 9. April 1970 im Filmore West in San Francisco. Von einem Konzert am Tag darauf ebenfalls im Filmore West stammen die Aufnahmen des Livealbums "Black Beauty" (Columbia, 1973). Der im Februar und April 1970 eingespielte Soundtrack "A Tribute To Jack Johnson" (Columbia, 1971) zu einem Dokumentarfilm über einen Boxer sah Davis lediglich in Begleitung von Grossman, Sonny Sharrock (g), Hancock, McLaughlin, Henderson und Cobham. Die gesamte Session erschien später in Form der 5-CD-Box "The Complete Jack Johnson" (Sony, 2003). Darauf waren auch Stücke zu hören sind, die später für andere Alben in jener Zeit aufgenommen wurden. Das Set enthielt zudem 17 vorher unveröffentlichte Tracks sowie 14 Alternate Takes oder Takes, die noch nie in ihrer ganzen Länge veröffentlicht worden waren. Im Juni 1970 stand Miles an vier Tagen erneut mit seiner Gruppe im Filmore East in NYC auf der Bühne. " Miles Davis at Fillmore: Live at the Fillmore East" (Columbia, 1970). Ähnlich wie "Bitches Brew" ging Miles im Februar und Dezember 1970 bei den Aufnahmen zur Doppel-LP "Live Evil" (Columbia, 1971) vor. Seine Mitmusiker waren Gary Bartz (ss, as), Steve Grossman (ss) oder Wayne Shorter (ss), Chick Corea, Joe Zawinul, Herbie Hancock (e-p), Hermeto Pascoal (e-p, dm, voice) und/oder Keith Jarrett (e-p, org), John McLaughlin (g), Kahlil Balakrishna (sitar), Dave Holland (e-b, b), Ron Carter (b) und/oder Michael Henderson (e-b), Jack DeJohnette oder Billy Cobham (dm) sowie Airto Moreira (perc). Die Aufnahmen der Dezember-Sessions von "Live-Evil" kamen später in ihrer ganzen Länge als "The Cellar Door (Live Evil) Sessions 1970" (Columbia, 2005) in Form einer 6-CD-Box heraus. Sie zeigen Davis am 16., 17., 18. und 19. Dezember 1970 im Washingtoner Club "Cellar Door" mit Gary Bartz (ss, as), Keith Jarrett (e-p, org), Michael Henderson (e-b), Jack deJohnette (dm) und Airto Moreira (perc). Beim Konzert vom 19. Dezember kam noch John McLaughlin (g) dazu. In jener Zeit Anfang/Mitte der 1970er Jahre war Miles Davis äusserst kreativ. Teilweise erst später wurden hintereinander mehrere Doppel-LPs aufgenommen. "Big Fun" (Columbia, 1974) entstand bei vier Sessions zwischen November 1969 und Juni 1972. "On The Corner" (Columbia, 1972) entstand im Juni 1972 im Studio und "In Concert" (Columbia, 1973) im September 1972 in der Philharmonic Hall in New York City.auf der Bühne. Das sich personell stets wandelnde Ensemble um Davis entwickelte sich zu jener Zeit als Laboratorium und als Talentschuppen. Längst hatte er das herkömmliche Instrumentarium mit einer Sitar, Tablas und weiteren Perkussionsinstrumenten ausgeweitet. Über dicht gewobenen, funkigen und brodelnden Soundteppichen bekamen die Solisten freien Ausgang. Die "On The Corner"-Sessions wurden später in ihrer vollen Länge als "The Complete On The Corner Sessions" (Columbia/Legacy, 2007) mit viel bislang unveröffentlichtem Material in ihrer Ganzheit als 6-CD-Set veröffentlicht. Dazu gab's eine Remix-EP mit Neubearbeitungen einzelner Tracks des Top Contemporary Music Ensembles mit Vince Wilburn Jr. (dm), Pat Thrall (g), Charley Drayton (e-b) und anderen. Auftritte der Miles Davis Group in den Jahren 1970 bis 1973 wurden später auf vielen halboffiziellen oder illegalen Alben veröffentlicht. "Get Up With It" (Columbia, 1974) war eine Art Compilation mit Tracks, die zwischen Mai 1970 und Oktober 1974 unter anderem für die Alben "Jack Johnson" und "On the Corner" eingespielt worden waren. "Dark Magus" (Columbia, 1977) zeigt Davis und seine Band im März 1974 in der Carnegie Hall in New York City. "Agharta" (mythologische Untergrund-Zivilisation in Mittelasien) und "Pangea" (sieben von Wasser umgebene Landmassen in prähistorischer Zeit) hiessen zwei am 1. Februar 1975 im japanischen Osaka mitgeschnittene Doppel-LPs (Columbia, 1975 bzw. 1976). 1997 komplettierte Bill Laswell diese Trilogie mit seiner Remix-CD "Panthalassa" (Name des Wassers, welches Pangea" umgibt). Er bearbeitete Original-Tracks von "In A Silent Way", "On The Corner" und "Get Up With It" und brachte diese als Remix auf "Panthalassa" (Sony, 1997) heraus. Diese Aufnahmen wurden später gegen den Willen von Laswell von DJs wie King Britt, DJ Cam, DJ Krush und Jamie Meyerson erneut abgemischt und als "Panthalassa: The Remixes" (Sony, 1999) noch einmal auf den Markt geworfen. Von 1975 bis Anfang 1980 blieb Miles Davis untätig. Während dieser Zeit nahm er grosse Mengen an Alkohol, Analgetika, Heroin und Kokain zu sich. Einzig Anfang 1978 entstanden mit Larry Coryell (g) und Masabumi Kikuchi (p) Aufnahmen, die aber nicht veröffentlicht wurden. Davis spielt darauf nur Keyboard. "Columbia" veröffentlichte in dieser Zeit Archivaufnahmen, um die Zeit bis zum nächsten neu aufgenommenen Album zu überbrücken. Miles Davis hatte, wie neben ihm nur noch Vladimir Horowitz, einen lebenslangen Vertrag bei "CBS", aus dem ihm regelmässige Bezüge zustanden. Für die im Juni 1980 und Mai 1981 entstandene LP "The Man With The Horn" (Columbia, 1981) und das in der zweiten Hälfte 1981 eingespielte Livealbum "We Want Miles" (Columbia, 1982) griff er erneut auf junge aufstrebende Talente zurück. Es waren dies Bill Evans (ss, ts) oder Bob Berg (sax), Mike Stern oder Barry Finnerty (g), Robert Irving III (p, key), Randy Hall (synth, g, vcl), Marcus Miller, Felton Crews oder Daryl "Munch" Jones (e-b) sowie Al Foster oder Vince Wilburn, Jr. (dm) sowie Minu Cinelu oder Sammy Figueroa (perc) zurück. Mit diesen und anderen Leuten trieb er seine Musik hin zu immer pop-nahen Bereichen auf Aufnahmen wie "Star People" (Columbia, 1983), "Decoy" (Columbia, 1984) und "You're Under Arrest" (Columbia, 1985) immer weiter fort. Auf letzterer LP intonierte er auch "Time After Time", eine Popballade von Cindy Lauper. Mit einem eher ungewöhnlichen Werk verabschiedete sich dann Davis 1985 aus der 30-jährigen Partnerschaft mit "CBS/Columbia". Es handelte sich um "Aura" (Columbia, 1989), eine im Januar/Februar 1985 mit einer Bigband eingespielte, neunteilige Suite komponiert von Palle Mikkelborg aus Anlass der Überreichung des Jazzparr-Preises an Miles Davis. Dazwischen hatte er beim neuen Label die Serie mit popnahen Einspielungen mit "Tutu" (Warner, 1986) und "Amandala" (Warner, 1990) forgesetzt. "Music From Siesta" (Warner, 1987) war dazwischen vor allem eine Duoproduktion mit Marcus Miller in Form eines Soundtracks. Die ersten Aufnahmen für "Warner" waren zwischen Oktober 1985 und Januar 1986 grösstenteils nur mit Michael Paulo (ts, as, fl) entstanden. Für einzelne Tracks zog er Lalah Hathaway oder Ledisi (vcl) sowie Mike Stern (g) bei. Die Aufnahmen wurden vorerst nicht veröffentlicht. Die gesamten Aufnahmen kamen erst viel später unter dem Titel "Rubberband" (Warner, 2019) heraus. Teile davon waren aber in sein letztes, posthum veröffentlichtes Studioalbum "Doo-Bop" (Warner, 1991) eingeflossen. Dieses wies viele Hip Hop-Einflüssen auf. Auf der Doppel-CD "Merci Miles! (Live At Vienne)" (Warner, 2021) wurde einer seiner letzten Auftritte dokumentiert, jener vom 1. Juli 1991 in Wien. Am 8. Juli 1991 traf Miles in Montreux auf den Komponisten und Arrangeurs Quincy Jones, der ihm und der George Gruntz Concert Jazz Band einige frühere Stücke aus der Zeit mit Gil Evans umschrieb. Allerdings überliess Miles die schwierigeren Passagen bei diesem Konzert grösstenteils Wallace Rooney, der ihn später auch in Miles Davis-Hommage-Gruppen vertrat. Dere Auftritt von 1991 sowie Mitschnitte der anderen zehn Auftritt an diesem Festival ab 1973 wurden unter dem Titel "The Complete Miles Davis at Montreux" (Columbia, 2002) in Form eines 20-CD-Sets zusammengefasst. Kurz nach seinem letzten Montreux-Auftritt wurde Miles hospitalisiert. Er starb am 28. September 1991 in Santa Monica, California, im Alter von 65 Jahren. Von Miles Davis kamen im Laufe der Jahre sowie nach seinem Tod Dutzende von weiteren Aufnahmen heraus. Die meisten dieser Veröffentlichungen waren inoffizieller oder illegaler Natur. Dazu erschienen über 800 offizielle oder andere Compilations bzw. Reissue-Pakete. Den Höhepunkt viele "Complete"-Ausgaben bildete das 70-CD/1-DVD-Set "The Complete Columbia Album Collection" (Sony, 1009) mit sämtlichem Material, welches Miles im Laufe seiner Karriere für "Columbia" eingespielt hatte sowie mit dem zum ersten Mal veröffentlichten komplette Mitschnitt des Auftritts am Isle Of Wight-Festivals 1970. Die DVD zeigt die einzigen bestehenden Konzertaufnahmen mit seinem zweiten klassischen Quintett, bestehend aus Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams, aufgenommen 1967 in Stockholm und Karlsruhe. 04/23

  • Art Zoyd

    Französische Avantgarde-Formation, gegründet 1968 in Valenciennes, im Département Nord, von Rocco Fernandez (g) als Art Zoyd III. Nach vielen Besetzungswechseln begann sich die Gruppe mit dem Zuzug von Thierry Zaboitzeff (e-b, vio) und Gérard Hourbette (key, vio) und einer Mischung aus Free Jazz, Rock und klassischen Elementen ab 1971 auch national und international in Szene zu setzen. Fortan lautete der Gruppenname nur noch Art Zoyd. Zu den wichtigsten Mitgliedern zählten Jean-Pierre Soarez (tp, flh, perc), Patricia Dallio (p, key), André Mergenthaler (as, cello) und Daniel Denis (dm, perc), der später Univers Zero (siehe dort) gründete und leitete. Eine erste 7"-Single trug den Titel "Sangria" (Opaline, 1971). Die erste, stark von Magma beeinflusste LP hiess fünf Jahre später "Symphonie Pour Le Jour Où Brûleront Les Cités" (AZ Production Michel Besset, 1976). Die in Eigenregie heraus gebrachten Aufnahmen wurden später mehrfach von diversen Labels wieder veröffentlicht. Zudem nahm die Band das Album 1980 (Atem, 1981) noch einmal neu auf. Weitere Alben waren "Musique Pour l'Odyssée" (Atem und Recommended, 1979), "Génération Sans Future" (Atem, 1980) und die Doppel-LP "Phase IV" (Recommended, 1982) Weiter ging es mit den Alben "Les Espaces Inquiets" (Cryonic, 1983), "Le Mariage Du Ciel Et De L'Enfer" (Cryonic, 1985) mit Musik für ein Ballet von Roland Petit, sowie "Berlin" (Cryonic, 1987). "Nosferatu" (Ear-Rational, 1990) enthielt eine Vertonung von F.W. Murnaus gleichnamigem Stummfilm, eingespielt in einer Quartettbesetzung. Bei "Art Zoyd - J.A. Deane - J. Greinke" (Ear-Rational, 1990) handelte es sich um eine Split-LP mit Tracks dieser drei Formationen/Musiker. In einem der beiden in Quintett-Besetzung eingespielten Art Zoyd-Tracks war als Gastmusiker Tumomi Takegi (vcl) zu hören. Die nächsten Aufnahmen waren "Marathonnere I und II" (beide Atonal, 1992). Die beiden CD bzw. die Doppel-CD bildeten den Soundtrack zu einem 12-stündigen Theaterstück von Serge Noyelle, das zwischen Mittag und Mitternacht aufgeführt wurde. Danach folgten "Faust" (Atonal, 1996), "Häxan" (Atonal, 1997) und "u.B.I.Q.U.e" (In-Possible, 2001). "Metropolis" (In-Possible, 2002) war eine Vertoung des Stummfilms von Fritz Lang von 1927, heraus gebracht in Form einer Doppel-CD. "Expériences De Vol" (Sub Rosa, 2002) war eine Triple-CD, auf der Art Zoyd Studio und das 19-köpfige Musiques Nouvelles Ensemble unter Jean-Paul Dessy zu hören waren. Die beiden Formationen intonieren Werke von Komponisten wie David Shea oder AZ-Leader Gérard Hourbette. Weitere Musik in dieser Reihe wurde drei Jahre später auf der Triple-CD "Expériences De Vol 4-5–6" (In-Possible, 2005) heraus gebracht. Auch darauf intonierten eine erweiterte Art Zoyd-Besetzung und das Musiques Nouvelles Ensemble Werke mehrerer moderner Komponisten. Die nächsten Teile hiessen "Experiences De Vol #7/Pure Noise" (In-Possible, 2009), "Expériences De Vol #8" (In-Possible, 2010) und "Experiences De Vol # 10/11/12/13" (In-Possible, 2018). Weitere Alben hiessen dazwischen "Le Champ Des Larmes" (In-Possible, 2006), "La Chute De La Maison Usher" (In-Possible, 2008) und die Doppel-CD "Eyecatcher" (In-Possible, 2011). Auf letzterer Aufnahme bestand Art Zoyd aus Gérard Hourbette (pads, sampl), Laurent Dailleau (theremin, computer, synth), Yukari Hamada-Bertocchi (key, sampl), Erik Baron (e-b), Carol Robinson (cl), Carl Faia (elect), Nadia Ratsimandresy (ondes martenot), Jérôme Soudan (pads, perc), Ulrich Krieger (sax) und Iantha Rimper (div vio). Es folgte "Armageddon - Opérette Pour Robots" (In-Possible, 2012) sowie fünf Jahre danach die zusammen mit dem L'Orchestre National de Lille unter Jean-Claude Casadesus realisierte CD "Dangerous Visions" (In-Possible, 2017). Einige der Art Zoyd-Alben wurden paketweise wieder veröffentlicht. Fünf frühe Alben wurden unter dem Titel "Musique Pour L'Odyssée" (Belle Antique, 2008) mitsamt Bonusmaterial in Form einer 6-Box noch einmal neu aufgelegt. 12 CD und zwei DVD umfasste "44 1/2: Live + Unreleased Works" (Cuneiform, 2017). Es handelte sich um grösstenteils bisher unveröffentlichte Aufnahmen aus der gesamten Laufbahn der Gruppe. 5 CD umfasste das Boxset "Phase V" ‎(In-Possible, 2018) mit Studio- und Liveaufnahmen aus den Jahren 2009 bis 2017. Kurz nach dem Erscheinen verstarb AZ-Gründungsmitglied Gérard Hourbette am 4. Mai 2018. "Art Zoyd Live - Et Avec Votre Esprit - La Forêt De Samplers" (In-Possible und Art Zoyd Studios, 2021) bestand aus Liveaufnahmen von 2020. 04/23

  • Herbie Nichols

    Amerikanischer Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 3. Januar 1919 in New York City. Im Alter von neun Jahren begann er Klavier zu spielen. Nach dem Armeedienst während des Zweiten Weltkrieges spielte Nichols in diversen Bebop-Bands. Um sich über Wasser zu halten musste Nichols oftmals auch in Dixieland-Bands arbeiten. Sein eigener Klavierstil war ein Gemisch aus Dixieland, Bartok, Satie, Swing und Folk Music. Er spielte in den Bands von Herman Autrey, Hal Singer, John Kirby, Illinois Jacquet sowie bei Rex Stewart & His Dixieland Jazz Band. Den grossen Durchbruch als Komponist oder als Musiker gelang ihm nie, auch wenn Nichols für Billy Holiday den Song "Lady Sings The Blues" komponierte. Die Pianistin Mary Lou Williams war 1951 die erste, die mit "Stennell" eine Komposition von Herbie Nichols einspielte. Erste Aufnahmen konnte Nichols am 3. Juni 1952 machen, als er mehrere Tracks für die Labels "HiLo" und "Savoy" einspielte. Sie wurden später auf der Compilation "I Just Love Jazz Piano" (Savoy, 1957) zusammen mit Musik von Hampton Hawes, John Mehegan und Paul Smith wiederveröffentlicht. Als Leader eigener Gruppen kam Herbie Nichols nur gerade zu sechs Sessions, alle im Trio-Format. Am 6. und 13. Mai 1955 ging er mit Al McKibbon (b) und Art Blakey (dm) erstmals ins Studio. Die Aufnahmen kamen unter dem Titel "The Prophetic Herbie Nichols Vol. 1 und 2" auf zwei 10"-Alben (beide Blue Note, 1955) heraus und wurden später auf einer LP (Blue Note, 1983) in Japan erstmals zusammen wiederveröffentlicht. Am 1. und 7. August folgten mit Max Roach (dm) für Blakey zwei weitere Sessions unter dem "Blue Note"-Tontechniker Rudy Van Gelder in dessen Studio in Hackensack, New Jersey. Eine fünfte und letzte "Blue Note"-Session fand am 19. April 1956 mit Teddy Kotick (b) und Max Roach (dm) als Begleiter statt. Ausschnitte dieser beiden Sessions wurden unter dem Titel "Herbie Nichols Trio" (Blue Note, 1956) heraus gebracht. Der Rest dieser Sessions und 18 Alternate Takes wurden in den 1980er Jahren von Michael Cuscuna wiederentdeckt und zur 5-LP- bzw. 3-CD-Box "The Complete Blue Note Recordings" (Mosaic, 1987) zusammengestellt. Die Alternate Takes und die Outtakes wurden später in Japan unter dem Titel "Vol. 2" (Blue Note, 1996) separat auf den Markt gebracht. Die sechste Session fand im November 1957 zusammen mit George Duvivier (b) und Dannie Richmond (dm) als Begleiter statt. Das Ergebnis erschien auf der LP "Love, Gloom, Cash, Love" (Bethlemen, 1958), die später als "The Bethlehem Years" (Bethlehem, 1976) wiederveröffentlicht wurde. Nichols starb am 12. April 1963 in New York City völlig unbekannt an Leukämie. Er hinterliess schätzungsweise rund 170 Kompositionen, von denen viele bei einer Überschwemmung des Hauses seines Vaters, wo sie gelagert waren, vernichtet wurden. Aus den wenigen Aufnahmen wurden mehrere Compilations zusammengestellt. "The Third World" (Blue Note, 1975) erschien in Form einer Doppel-LP. Später veröffentlichte das selbe Label "The Art Of Herbie Nichols" (Blue Note, 1992). 1995 wurden rund 30 vorher noch nie aufgenommene Kompositionen vom Jazz Composers Collective in der Library Of Congress wieder entdeckt. Die meisten Aufnahmen von Nichols wurden später unter dem Titel "Complete Studio Master Takes" (Lone Hill, 2005) auf einer Doppel-CD zusammengefasst. Gar vier CD umfasste "Four Classic Albums" (Avid Jazz, 2016). "The Gig" (Musica Jazz, 2008) und "Rarities" (Musica Jazz, 2019) waren italienische Compilationen, letztere auch mit Nichols-Kompositionen, interpretiert von Marie Lou Williams und Band. Das 1994 von Frank Kimbrough (p) und von Ben Allison (b) gegründete Herbie Nicols Projekt war jene Formation, die das Erbe von Nichols am intensivsten pflegte. Weiterer Verehrer von Nichols waren der holländische Pianist und Orchesterleiter Misha Mengelberg sowie der Posaunist Roswell Rudd. Auf "Regenerations" (Soul Note, 1983) spielten Mengelberg und Rudd zusammen mit Steve Lacy (ss), Kent Carter (b) und Han Bennink (dm) je drei Herbie Nichols- und Monk-Nummern. "Change Of Season" (Soul Note, 1985) war ganz Herbie Nichols gewidmet. Auf dieser LP sind Mengelberg, Lacy, Bennink, George Lewis (tb) und Arjen Gorter (b) zu hören. Zur selben Zeit tourte auch das von Mengelberg und Bennink geleitete ICP Orchestra mit einem Herbie Nichols-Programm (1984) durch die Konzertlokale. Aufnahmen des Nichols-Programms kamen zuerst auf einer Kassette unter dem Titel "Red, White And Blue" (ICP) heraus und wurden zusammen mit Aufnahmen eines Monk-Programms unter dem Titel "Two Programs" (ICP, 1990) wiederveröffentlicht. Auch Rudd nahm sich später noch einmal dem Werk von Nichols an. Im Trio mit John Bacon Jr. (dm, vibes) und Greg Millar (g) nahm er im November 1996 eine Herbie Nichols-Hommage auf, die in Form von zwei CDs als "The Unheard Herbie Nichols Vol. 1 und Vol. 2" (CIMP/ Cadence, 1997) erschien. Weitere Nichols-Hommagen nahmen Duck Baker (g) mit seiner Solo-CD "Spinning Song" (Avant, 1996) sowie Eric T. Johnson, ebenfalls ein Gitarrist, mit "Herbie Nichols Volume One" (Summit, 2003) einer Quintettaufnahme mit George Garzone (ts), Phil Grenadier (tp), Bob Nieske (b) und Nat Mugavero (dm) auf. "Spinning Songs By Herbie Nichols" (Leo, 2012) hiess eine Tribut-CD von Simon Nabatov (p). Der Schweizer Jürg Bucher (ts, ss) spielte mit Oli Kuster (p), Fabian Gisler (b) und Lukas Bitterlin (dm) "The Music Of Herbie Nichols" (liquidmusic, 2000) ein. "Lady Sings The Blues" stand auch im Repertoire der Sängerinnen Diana Ross, Dee Dee Bridgewater und anderen. Einzelne Kompositionen von Nichols finden sich zudem auf Aufnahmen von Archie Shepp, Keshavan Maslak, Ethan Iverson & Dewey Redman, Phillip Johnston, Steve Argüelles, Frank Kimbrough, Buell Neidlinger, Eugene Chadbourne, Achim Kaufmann, Eric Reed, Alexander von Schlippenbach und Peter Brötzmann. Gespielt wurden Nichols-Werke vom Trio Geri Allen, Charlie Haden und Paul Motian, Paul Motion mit seiner Electric Bebop Band, dem Steve Lacy/Mal Waldron Duo, dem Vijay Iyer Trio, dem Tiny Bell Trio von Dave Douglas, dem Trio Clusone von Michael Moore, Ernst Reijseger und Han Bennink und dem The Kenny Drew Jr. Trio. 05/23

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