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4310 Ergebnisse gefunden für „“

  • Brew Moore

    Amerikanischer Jazz-Tenorsaxophonist, Komponist und Bandleader, geboren am 26. März 1924 in Indianola, Indiana, als Milton Aubrey Moore. Er war zuerst von Lester Young beeinflusst und arbeitete in den 1940er Jahren in New Orleans, Memphis und New York City. In NYC hörte er erstmals einen neuen Stil, der Bebop genannt wurde. Nach anfänglicher Ablehnung wurde Charlie Parker sein zweiter grosser Einfluss. Erstmals stand er am 22. Dezember 1946 in New York City in einem Studio, wo er mit Harry Biss (p), Jimmy Johnson (b) und Stan Levey (dm) für "Savoy" sechs Titel einspielte, die nie veröffentlicht wurden. Knapp zwei Jahre danach, am 22. Oktober 1948 entstanden als Brew Moore & His Playboys mit Gene DiNovi (p), Jimmy Johnson (b) und Stan Levey (dm) erneut Aufnahmen für "Savoy".   Von dieser Session wurden "No More Brew/Brew Blue" (Savoy, 1948) auf einer Schellack-Schallplatte veröffentlicht. Weitere Aufnahmen kamen unter Gruppennamen wie Brew Moore Bop Boys oder Brew Moore All Stars heraus. 1949 erschienen auch Aufnahmen als Mitglied der Stan Getz Bop Stars bzw. Stan Getz Tenor Sax Stars, Howard McGee And His Afro-Cuboppers und Kai Winding Sextet.   1950 trat er in New York City mit J.J. Johnson (tb), Tadd Dameron (p), Curly Russell (b) und Art Blakey (dm) als Begleiter des damals noch wenig bekannten Trompeters Miles Davis auf. Die Aufnahmen kamen später unter Titeln wie "At Birdland" (Durium, 1976) oder "The Last Bebop Session" (Jazz Music Yesterday, 1995) bzw. "Birdland Jam Session June 30, 1950" (RLR, 2009) unerlaubter Weise mehrmals heraus.   In den 1950er Jahren arbeitete er als Sideman für Getz, McGhee, Winding sowie für Chuck Wayne, Cal Tjader, J.J. Johnson und andere. 1953/1954 trat Moore mehrfach mit Tony Fruscella (tp) als Co-Leader auf. Dabei wurde ein Auftritt in New York City mitgeschnitten. Teile davon erschienen unter dem Titel "Fru'N Brew" (Spotlite, 1981).   Auch unter Fruscellas Namen kamen Teile davon auf "A Night At The Open Door" (De Muzik, 1999 und Jazz Factory, 2005) heraus. Weitere Aufnahmen von Moore und Frusella entstanden am 22. März 1954 als Brew Moore Quintet mit Bill Triglia (p), Teddy Kotick (b) und Bill Heine (dm) als weitere Musiker.   Diese Aufnahmen kamen erst Jahrzehnte später als "The Tony Fruscella & Brew Moore Quintet: The 1954 Unissued Atlantic Session" (Fresh Sound, 2011) auf den Markt. Ergänzt wurden die 12 Tracks von zwei Stücken des Stan Getz Quintets vom Januar 1955 ohne Moore, dafür aber mit Fruscella.   Auf der LP "The Brew Moore Quintet" (Fantasy, 1956) erschienen damals weitere Aufnahmen als Leader. Es handelte sich um Quartett-Aufnahmen mit John Marabuto (p), Max Hartstein (b) und Gus Gustafson (dm) bzw. Quintettaufnahmen mit zusätzlich Dickie Mills (tp).   Für den Grossteil von "Brew Moore" (Fantasy, 1958) holte er Harold Wylie (sax), John Marabuto (p), John Mosher (b) und John Markham (dm) dazu. In einem Track liessen sich Moore und Wylie von Vince Guaraldi (p), Cal Tjader (vibes), Dean Reilly (b) und Bobby White (dm) begleiten.    Die beiden "Fantasy"-LPs wurden später unter dem Titel "Quartet & Quintet Sessions 1955-1958" (Fresh Sound, 2012) auf einer CD wiederveröffentlicht. Von 1959 bis 1967 hielt er sich in Europa auf und spielte 1961 in Paris mit Kenny Clarke (dm) und Don Byas (ts).   Mit letzterem leitete er das Brew Moore/Don Byas Quintet mit Bent Axen (p), Niels-Henning Ørsted Pedersen (b) und William Schiøpffe (dm) als weitere Mitmusiker. Bei einem Auftritt 1959 im dänischen Aarhus wurden die Aufnahmen von "Danish Brew Featuring Brew Moore" (Precision Custom, 1962) mitgeschnitten.   Während seines Europa-Aufenthalts entstanden weitere Aufnahmen, meist mit europäischen Musikern. Unter dem Titel "Live In Europe 1961" (Sonorama, 2015) wurden drei Sessions von 1961 mit neun Musikern in diversen Lineups zusammengefasst.     Unter seinem eigenen Namen, als Co-Leader oder als Leiter von Gruppen wie The Brew Moore Quartet, The Brew Moore Quintet oder The Tony Fruscella & Brew Moore Quintet erschienen gesamthaft fast 20 Alben. Nur kürzere Aufnahmen wurden von seinen Gruppen Brew Moore All Stars, Brew Moore And & Playboys, Brew Moore Septet und Brew Moore Sextet veröffentlicht.   Brew Moore starb am 19. August 1973 in Kopenhagen im Alter von 49 Jahren nach einem Sturz unter Alkoholeinfluss. Bei discogs.com sind über 130 Einträge als Musiker verzeichnet.                                      07/24

  • The Paul Bley Synthesizer Show/Bley-Peacock Synthesizer Show

    Amerikanische Experimental-Jazz-Formation, entstanden 1968 in New York City um den Pianisten und Bandleader Paul Bley und seine damalige Lebensgefährtin, die Keyboarderin, Sängerin und Komponistin Annette Peacock. Sie war die Frau des Bassisten Gary Peacock gewesen, der in den 1960er Jahren viel mit Paul Bley zusammgespielt hatte. Bley und Annette Peacock waren unter den ersten Musikern, die bei Auftritten die damals noch umständlich zu bedienende Synthesizer verwendeten. "Revenge, The Higher The Love The Greater The Hate" (Polydor, 1971) wurde bei Auftritten am 6. April, 2. Juni und 3. November 1969 in der Philharmonic Hall des Lincoln Centers in New York sowie bei Studiosessions in jener Zeit aufgenommen. Dabei wirkten je nach Aufnahmetermin zusätzliche Musiker wie Perry Robinson (cl), Mark Whitecage (as), Michael Garson (p), Thomas Cosgrove (g), Glen Moore, Richard Youngstein oder Stu Woods (b) sowie Laurence Cook, Steve Haas oder Rick Marotta (dm) mit. Annette Peacock gab diese Aufnahmen später als "I Belong To A World That's Destroying Itself. Aka Revenge" (Ironic, 2014) nochmals heraus. "The Paul Bley Synthesizer Show" (Milestone, 1971) bestand aus Studioaufnahmen vom 9. Dezember 1970, 31. Januar 1971 und 9. März 1971. Annette Peacock machte nur als Komponistin mit. Bley (p, e-p) liess sich von Frank Tusa, Glen Moore oder Richard Youngstein (b) sowie Bob Moses oder Steve Haas (dm) begleiten. Am 26. März 1971 traten Bley (synth, e-p) und Peacock (p, e-p, synth, e-b) mit Han Bennink (dm) in Rotterdam auf. Dabei wurden die beiden Tracks der LP "Improvisie" (America, 1971) mitgeschnitten. Unter Annette Peacocks Namen, aber mit Beteiligung von Bley (synth) sowie diversen anderen Musikern aus dem Umkreis der Synthesizer Show wurde das Album "I'm The One" (RCA Victor, 1972) realisiert. Angeblich bei Auftritten 1970 in Europa mit Mario Pavone (b) und Laurence Cook (dm) wurden die Aufnahmen der B-Seite des Albums "Dual Unity" (Freedom, 1972) mitgeschnitten. Die A-Seite nahm ein weiterer Trio-Track von Bley, Peacock und Bennink ein. Eventuell stammte dieser vom selben Konzert vom März 1971 wie die Aufnahmen auf der erwähnten LP "Improvisie". Auf "Paul Bley & Scorpio" (Milestone, 1973) mit Aufnahmen vom 24. November 1972 wurde Bley (synth, e-p, p) von Dave Holland (b, effects) und Barry Altschul (dm) begleitet. Danach wandte sich Paul Bley wieder dem akustischen Pianospiel zu. Erst im August 1993 griff Bley für die Aufnahme seiner Solo-CD "Synth Thesis" (Postcard, 1994) wieder auf Synthesizer zurück. "Circles" (Milestone, 2004) war später eine Compilation der beiden "Milestone"-Alben. Paul Bley war daneben ab Mitte der 1960 Jahre bis zu seinem Tod 2016 eine der wichtigsten Figuren im modernen Jazz. Neben Ensembleaufnahmen veröffentlichte er eine ganze Reihe von Trioaufnahmen (siehe Paul Bley in Trioaufnahmen ) oder solche, die er solo einspielte (siehe Paul Bley in Soloaufnahmen ). Auch Annette Peacock gab viele Aufnahmen unter ihrem Namen heraus. 10/23

  • Glen Moore

    Amerikanischer Bassist, Pianist, Violinist, Komponist und Bandleader, geboren am 28. Oktober 1941 in Portland, Oregon. Nach klassischem Klavierunterricht spielte Moore Kontrabass im Schulorchester und brachte sich selbst Grundlagen des Jazz und der freien Improvisation bei. Erste öffentliche Auftritte hatte er bei den Young Oregonians in Portland, wo er mit dem Saxophonisten Jim Pepper spielte. An der University of Oregon studierte er Geschichte, Literatur und Cello. Dort lernte er den Gitarristen und Keyboarder Ralph Towner kennen. Die beiden Musiker spielten Ende der 1960er Jahre gemeinsam mit dem Folksinger/Songwriter Tim Hardin.   Dann wurden sie Mitglieder des Paul Winter Consorts . Dort trafen sie auf Paul McCandless (oboe, engh, fl) und Collin Walcott (tabla, sitar, perc, mridangam, bells, g, p). 1970 gründeten diese vier Musiker die Formation Oregon , die eine führenden Rolle bei der Verbindung zwischen Jazz und Weltmusik spielte und eine ganze Reihe von Alben herausbrachte.    Glen Moore war bis im März 2015 Mitglied von Oregon, ehe er der Band den Rücken kehrte und durch Paolino Dalla Porta ersetzt wurde. Glen Moore hatte schon zu Oregon-Zeiten Aufnahmen unter eigenem Namen herausgebracht. Oftmals wurde er dabei von Oregon-Musikern begleitet.   Zwischen den ersten beiden Oregon-Alben "Music Of Another Present Era" (Vanguard, 1972) und "Distant Hills" (Vanguard, 1973) war unter den Namen von Ralph Towner und Glen Moore "Trios/Solos" (ECM, 1973) veröffentlicht worden. Es handelte sich um Aufnahmen, bei denen alle vier Oregon-Musiker mitwirkten, allerdings nicht als Quartett.   Duoaufnahmen von Moore (b, vio) mit Larry Karush (p) kamen unter dem Titel "May 24, 1976" (Japo, 1976) heraus. Moore und Karush taten sich später mit Glen Velez (frame-dm) zu einem Trio zusammen, das Mokave hiess und die Alben "Volume 1" (AudioQuest, 1991), "Volume 2" (AudioQuest, 1992) und "Afriqúe" (AudioQuest, 1994) veröffentlichte.   Zusammen mit dem Inder Vasant Rai (sarod, g, fl, tambura) sowie mit Dilip Naik (g) und den Oregon-Mitmusikern Collin Walcott (tabla, congas, perc, sitar, b) und Paul McCandless (oboe, frh) nahm Glen Moore "Spring Flowers" (Vanguard, 1976) auf. In vier der sieben Tracks machte zudem Jerry Goodman von The Flock und Mahavishnu Orchestra mit.   Eng arbeitete Moore mit David Friesen, ebenfalls ein Bassist, zusammen. Im Abstand von jeweils Jahrzehnten erschienen von Moore und Friesen die Duoalben "In Concert" (Vanguard, 1977), "Returning" (Burnside, 1995) und "Bactrian" (Origin, 2015). Dazwischen waren weitere Alben von Glen Moore erschienen.   Auf der unter seinem Namen erschienenen LP "Introducing" (Elektra, 1979) wurde Moore (b, p, vio, viola) von Zbigniew Seifert (vio), David Darling (cello) und Jan Hammer (dm) begleitet. Mit Jerry Granelli (div perc, e-dm, dm) und Annabelle Wilson (vcl) entstand "Forces Of Flight" (ITM Pacific, 1991).   King & Moore hiess eine Formation mit der Sängerin Nancy King als Co-Leaderin. Mit Jerry Hahn (g), Rob Thomas (vio) und Lawrence Williams (dm) nahmen King & Moore "Impending Bloom" (Justice, 1991) auf. Für "Potato Radio" (Justice, 1992) engagierte das Duo Bennie Wallace (ts), Paul English (org), Art Lande (p) und Junior Homrich (perc) als Begleitpersonal.   "Cliff Dance" (Justice, 1993) zeigt King & Moore zusammen mit Warren Rand (as), Art Lande (p) und Gary Hobbs (dm). "King On The Road" (Cardas, 1999) hiess eine Trioaufnahme mit Rob Scheps (sax). "Dragonetti's Dream" (Intuition und veraBra, 1995) war der Titel einer unbegleiteten Soloaufnahme von Moore gewesen.   Für die Aufnahmen von "Nude Bass Ascending..." (Intuition, 1999) lud Glen Moore Carla Bley (org), Rabih Abou-Khalil (outd), Steve Swallow (e-b) und Arto Tuncboyaciyan (perc, vcl) ins Studio.   Glen Moore war auch auf Aufnahmen von Jeremy Steig, The Winter Consort, The Paul Bley Synthesizer Show, Tim Hardin, Peter Warren, Larry Coryell, Zbigniew Seifert, Minimal Kidds, Rabih Abou-Khalil, Alasdair Fraser & Paul Machlis, Dana Reason und anderen zu hören.   07/24

  • Oregon

    Amerikanische Formation zwischen akustischen Jazz und Ethno Music, entstanden 1970 in Eugene, Oregon, nachdem einige Mitglieder des Paul Winter Consorts während des Sommers andere Musiker begleitet hatten. Nebenbei spielten vier Musiker rund ein Dutzend Stücke, die später als "Our First Record" (Vanguard, 1980) erschienen. " Increase Records", wo die Aufnahmen erscheinen sollten, ging vorher bankrott. Die vier Musiker waren Paul Mc Candless (oboe, engh, bcl, fl, ss), Ralph Towner (g, p, tp, synth), Glen Moore (b, e-b, fl, vio, p) und Collin Walcott (sitar, dulcimer, marimba, div perc). Die ersten gemeinsamen Aufnahmen der vier Musiker, die veröffentlicht wurden, waren "Music Of Another Present Era" (Vanguard, 1972) und "Distant Hills" (Vanguard, 1973).   Im selben Jahr wie "Distant Hills" kam unter den Namen von Ralph Towner und Glen Moore "Trios/Solos" (ECM, 1973) heraus. Darauf sind alle vier Musiker, allerdings nicht im Quartett, zu hören. Als Oregon und in Quartettbesetzung entstanden bis zum Unfalltod von Collin Walcott 1984 in Deutschland weitere Alben.   Es waren dies "Winter Light" (Vanguard, 1974), "In Concert" (Vanguard, 1975), "Out In The Woods" (Elektra, 1978), "Moon And Mind" (Vanguard, 1979), "Roots In The Sky" (Elektra, 1979), "Moon And Mind" (Vanguard, 1979), "In Performance" (Elektra, 1980), "Oregon" (ECM, 1983) und kurz vor Walcotts Tod "Crossing" (ECM, 1985).   Die Bootleg-CD "Live in New Orelans" (Hi Hat, 2016) zeigt das Quartett in Liveaufnahmen von einer Radiosession vom Februar 1978. Oregon lud für Aufnahmen immer wieder Gäste ein. Mit Elvin Jones (dm) wurde "Together" (Vanguard, 1976) aufgenommen. Auf "Friends" (Vanguard, 1977) wurde das Quartett durch Bennie Wallace (ts), Larry Karush (p) und David Earl Johnson (perc) zum Septett aufgestockt. Auf "Violin" (Vanguard, 1978) war Zbigniew Seifert (vio) zu hören. "Spring Flowers" (Vanguard, 1977) und "Autumn Song" (Vanguard, 1979) bestanden aus Aufnahmen, welche Vasant Rai (sarod, g, p, fl, tamboura, swarpeti) 1976/1978 mit Hilfe von Walcott, Moore und McCandless sowie mit einer Reihe von anderen Musikern realisiert hatte.   Für Walcott nahm ab 1986 während sieben Jahren Trilok Gurtu (perc) in der Band Einsitz. Mit ihm wurden Alben wie "Ecotopia" (ECM, 1987), "45th Parallel" (Portrait, 1989) und "Always, Never And Forever" (VerBra, 1991) aufgenommen.   Auf "Troika" (VeraBra, 1994), "Beyond Words" (Chesky, 1995) und "Music For A Midsummer Night's Dream" (Oregon Music, 1998) waren nur die drei verbliebenen Orginalmusiker Towner, McCandless und Moore zu hören. Dazwischen teilten sich auf "Northwest Passage" (Intuition, 1997) Arto Tunçboyaciyan und Mark Walker die Rolle des Perkussionisten.   Letzterer wurde festes Mitglied von Oregon. Die Doppel-CD "Oregon In Moscow" (Intuition, 2000) zeigt Oregon in Begleitung des Moskauer Tchaikovsky Symphony Orchestras. "Live At Yoshi's" (Intuition, 2002) entstand bei einem Auftritt in Oakland, California im August 2001. Zum 35-jährigen Bestehen der Gruppe erschien "Prime" (CamJazz, 2005), gefolgt von "1000 Kilometers" (CamJazz, 2007), "In Stride" (CamJazz, 2010) und "Family Tree" (CamJazz, 2012), alle mit Walker als vierten Mann.   Dann stieg Gründungsmitglied Glen Moore aus. Für ihn wurde der Italiener Paolino Dalla Porta in die Band aufgenommen. Seinen ersten Auftritt auf einer Aufnahme von Oregon hatte er auf dem Album "Lantern" (CamJazz, 2017). Der Rest der Band bestand zudem immer noch aus Towner, McCandless und Walker.   Seither kamen keine neuen Aufnahmen mehr heraus. Auf den Doppel-CDs "1974" (Moosicus und MIG, 2021) und "Treffpunkt Jazz:  Ludwigsburg 1990" (Jazzhaus und SWR, 2024) wurden Aufnahmen von frühen Auftritten zugänglich gemacht.   Im Verlauf der Jahre erschienen mehrere Compilations wie "The Essential Oregon" (Vanguard, 1981), "Best Of The Vanguard Years" (Vanguard, 2000), "Jade Muse" (Universe, 2002) und "Vanguard Visionaries: Oregon" (Vanguard, 2007). Dazu kamen vereinzelte Wiederveröffentlichungspakete.   Collin Walcott , Paul McCandless , Glen Moore und Ralph Towner sowie Trilok Gurtu waren auch Mitglieder in anderen Gruppen und gaben unter eigenem Namen Aufnahmen heraus.                                  07/24

  • Collin Walcott

    Amerikanischer Sitar-, Dulcimer-, Sanza- und Tabla-Spieler sowie Komponist, Muliinstrumentalist und Bandleader, geboren am 24. April 1945 in New York City. Er lernte schon früh Violine sowie verschiedene Perkussionsinstrumente zu spielen. Später studierte er bei Ravi Shankar und Alla Rakha Sitar und Tabla und wurde einer der ersten Sitarspieler im Jazz. Erste Studioaufnahmen machte Walcott für Alan Lorber für "The Lotus Palace" (Big Beat, 1967), Bobby Callender für "Rainbow" (Big Beat, 1968) und Buddy Rich für "Rich à la Rakha" (World Pacific, 1968). Zwischen 1967 und 1969 spielte er bei Tony Scott, der mit Hilfe von Walcott und anderen "Music For Yoga Meditation And Other Joys" (Verve, 1968) und "Tony Scott" (Verve, 1970) aufnahm.   Tim Hardin engagierte ihn zur selben Zeit für seine Aufnahme "Bird On A Wire" (Columbia, 1971). 1970 wurde er Mitglied des Paul Winter Consorts , mit dem Walcott "Road" (A&M, 1970) und "Icarus" (Epic, 1972) einspielte. Bei Winter lernte er Ralph Towner (g, p), Paul McCandless (reeds, fl) und Glen Moore (b) kennen.   Mit diesen drei Musikern gründete er 1970 die Ethno Jazz-Gruppe Oregon , die mehrere Aufnahmen einspielte. Im Juni 1972 wurde er von Miles Davis für die Aufnahmen von "On The Corner" (Columbia, 1972) verpflichtet.   Auf "Cloud Dance" (ECM, 1976), seiner ersten Aufnahme unter eigenem Namen, wurde er von John Abercrombie (g), Dave Holland (b) und Jack deJohnette (dm) begleitet. Dieses Trio machte zur selben Zeit sowie Mitte der 1990er Jahre unter dem Namen Gateway Aufnahmen.   Walcott, Vasant Rai (sarod, g, fl, tambura), Paul McCandless (oboe, frh), Glen Moore (p, b) und Dilip Naik (g) waren Co-Leader auf "Spring Flowers" (Vanguard, 1976). Mit John Abercrombie (g, mand), Don Cherry (p-tp, fl doussn'gouni), Palle Danielsson (b) und Dom Um Romao (berimbau, perc) entstand mit "Grazing Dreams" (EMC, 1977) Walcotts  zweite eigene Aufnahme.   "Dawn Dance" (ECM, 1981) war eine Duo-LP als Perkussionist mit Steve Eliovson (g). Zwischen 1978 und 1984 bildete Walcott zusammen mit Don Cherry (p-tp, fl, org, melodica, vcl) und Naná Vasconcelos (berimbau, perc, vcl) das Trio Codona , benannt nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen der drei Musiker.   Bei einer Deutschland-Tournee von Oregon wurde Collin Walcott am 8. November 1984 in Magdeburg in der damaligen DDR Opfer eines tödlichen Autounfalls. Er wurde 39 Jahre alt. "Works" (ECM, 1988) war eine Compilation von Walcotts Veröffentlichungen für das Label "ECM".   Collin Walcott machte zudem auch Aufnahmen mit David Amram, Irwin Bazelon, Don Cherry, Larry Coryell, David Darling, Rachel Faro, Cyrus Faryar, Egberto Gismonti, Richie Havens, Dave Liebman, Meredith Monk, Jim Pepper, Vasant Rai, Alla Rakha, Stephen Roane, Kathy Smith, Titos Sompa, Ralph Towner, Barry Wedgle und Elyse Weinberg. 07/24

  • Naná Vasconcelos

    Brasilianischer Perkussionist, Schlagzeuger und Sänger geboren am 2. August 1944 in Recife als Juvenal de Holanda Vasconcelos. Er spielte mit zwölf Jahren in der Band seines Vaters, eines Gitarristen, Bongos und die Maracas. Danach machte er sich mit den unterschiedlichen Rhythmen der Musik Nordbrasiliens vertraut. Er erlernte alle wichtige brasilianischen Perkussionsinstrumente und spezialisierte ab den 1960er Jahren auf das Berimbau, ein einsaitiges Zupfinstrument, auf dem sich perkussive Klänge erzeugen lassen. Er spielte später auch Schlagzeug und ging nach Rio de Janeiro.   Dort arbeitete er seit 1967 in der Bossa Nova-Szene mit dem Sänger Agostinho dos Santos und ab 1969 mit Milton Nascimento, Luiz Bonfá und Gal Costa. In Rio wurde er vom Jazz-Saxophonisten Gato Barbieri entdeckt, der ihn als Perkussionisten in seine Band aufnahm. Dank Barbieri konnte er in der Jazzszene Fuss fassen.   Ab Anfang der 1970er Jahre wurde er für Aufnahmen von Leon Thomas, Rolf Kühn, Joachim Kühn, Oliver Nelson, Don Cherry, Baikida Carroll, Jacques Thollot, Harry Belafonte, Perry Robinson, Egberto Gismonti, Jon Hassell, Terumasa Hino und vielen anderen verpflichtet.   Mit Collin Walcott (sitar, tabla, dulcimer, kalimba, vcl) und Don Cherry (p-tp, fl, harp, vcl) bildete er Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre das Trio Codona , von dem drei reguläre Alben erschienen. Bis zu seinem Tod machte er bei vielen weiteren Jazz- und Ethno Jazz-Aufnahmen anderer Musiker mit. Bei discogs.com werden für ihn über 350 Credits aufgeführt.   "Africadeus" (Saravah, 1973) und "Amazonas" (Philips, 1973) hatten seine beiden ersten eigenen Alben geheissen, beide eingespielt im Alleingang. Für viele seiner fast 40 weiteren Alben tat sich Vasconcelos mit Musikern wie Jan Garbarek, Badal Roy, Antonello Salis, Egberto Gismonte, Arild Andersen, Ralph Towner, Andy Sheppard, John Zorn und vielen anderen zusammen.   Naná Vasconcelos starb am 9. März 2016 in seiner Geburtsstadt Recife im Alter von 71 Jahren.                                                            07/24

  • Don Cherry

    Amerikanischer Trompeter, Kornettist, Flötist, Sänger, Perkussionist Komponist und Bandleader, geboren am 18. November 1936 in Oklahoma City, Oklahoma, als Sohn eines Barkeepers und Clubbesitzers. Im "Cherry Blossom"-Club seines Vaters traten unter anderem Charlie Christian und Fletcher Henderson auf.   Cherry erlebte diese allerdings noch nicht richtig mit, denn als er vier Jahre alt war, zog seine Familie nach Los Angeles, California, wo er aufwuchs und wo sein Vater mit dem "Plantation"-Club ein weiteres Jazz-Lokal betrieb. Er war halb indianischer, halb afroamerikanischer Herkunft und spielte vor allem seine pakistanische Pocket-Trompete, dazu diverse Flöten und Perkussionsinstrumente. Don Cherry war einer der ersten, der Musikerinnen und Musiker unterschiedlichster musikalischer Herkunft zusammenbrachte (siehe Don Cherry in Weltmusik-Aufnahmen ).   Erste Jobs hatte er als Berufsmusiker bei James Clay. Dazu spielte er, als Pianist, in der Gruppe von Art Farmer. Bekannt wurde Don Cherry als langjähriges Mitglied des Quartetts von Ornette Coleman (as) mit Charlie Haden (b) und Billy Higgins (dm) als weitere Musiker.   Cherry gehörte schon zu dessen Quartett, als Coleman 1957 noch an der amerikanischen Westküste tätig war. Er blieb - mit Unterbrüchen - immer Mitglied der akustischen Bands von Coleman und ist auf allen wichtigen Coleman-Aufnahmen von "Something Else!!!!" (Contemporary, 1958) bis "Ornette On Tenor" (Atlantic, 1962) zu hören.   Nachdem sich Cherry erstmals 1962 von Coleman getrennt hatte, tourte er mit Albert Ayler und Sonny Rollins durch Europa. Zur selben Zeit tauchte sein Name erstmals als Co-Leader oder Gast auf mehreren Schallplatten auf. Es handelte sich um Aufnahmen von Steve Lacy, Prince Lasha, Sonny Simmonds, Clifford Jordan, George Russell,  Albert Ayler und anderen.   Mit John Coltrane als Co-Leader sowie mit Charlie Haden oder Percy Heath (b) und mit Ed Blackwell (dm) entstand "The Avant-Garde" (Atlantic, 1966). Mit Archie Shepp (ts), John Tchicai (as), Don Moore (b) und J.C. Moses (dm) tat er  sioch 1963 zur Gruppe New York Contemporary Five zusammen.   Dazu entstanden Aufnahmen als Sideman von Sonny Rollins, Gary Burton, Sunny Murray und anderen. Unter dem Namen der beteiligten Musiker Don Cherry, Albert Ayler (ts), John Tchicai (as), Roswell Rudd (tb), Gary Peacock (b) und Sonny Murray (dm) entstand 1964 oder 1965 "New York Eye And Ear Control" (ESP, 1966).   Aufnahmen vom Frühling/Sommer 1965 mit Gato Barbieri (ts), Karl Berger (vibes), J.-F. Jenny Clark (b) und Aldo Romano (dm) kamen in Italien als "Togetherness" (Durium und Globe, 1966) heraus und waren die ersten Aufnahmen von Don Cherry als Leader. Sie erschienen bei einem italienischen bzw. japanischen Label.   Am 24. Dezember 1965 spielte Cherry mit  Gato Barbieri (ts), Henry Grimes (b) und Ed Blackwell (dm) sein erstes offizielles Album "Complete Communion" (Blue Note, 1966) ein. Eine am 9. Mai 1966 in Hilversum mitgeschnittene Liveversion mit Barbieri, Karl Berger (p, vibes), Bo Stief (b) und Aldo Romano (dm) als Mitmusiker erschien Jahrzehnte später unter dem Titel "Complete Communion: Live in Hilversum May 9th 1966" (DBQP, 2019) in Form einer LP.   Am 19. September 1966 entstand mit Gato Barbieri (ts), Pharoah Sanders (ts, picc), Karl Berger (vibes, p), Henry Grimes und J.F. Jenny-Clark (b) sowie Ed Blackwell (dm) "Symphony For Improvisers" (Blue Note, 1967). Am 11. November 1966 folgte die Quartett-LP "Where is Brooklyn?" (Blue Not, 1969) mit Sanders, Grimes und Blackwell.   Die drei "Blue Note"-Aufnahmen wurden unter dem Titel "The Complete Blue Note Recordings Of Don Cherry" (Mosaic, 1993) auf drei LPs oder zwei CDs gemeinsam wiederveröffentlicht. Im Frühling 1966 trat Cherry mit Gato Barbieri (ts), Karl Berger (vibes), Bo Stief (b) und Aldo Romano (dm) in Europa als Don Cherry Quintet auf. Von diesen Auftritten erschienen mehrere Livemitschnitte.   Weitere Aufnahmen aus jener Zeit mit Karl Berger (vibes, marimba, celeste, p, perc) und Jacques Thollot (dm, perc) wurden später unter dem Titel "Studio 105, Paris 1967" (Hi Hat, 2018) zugänglich gemacht. Dies galt auch für "The Summer House Sessions" (Blank Forms, 2021), eingespielt 1968 mit schwedischen Musikern sowie mit Kent Carter (b) und Jacques Thollot (p).   "Music, Wisdom, Love 1969" (Cacophonic, 2017) zeigt Cherry 1969 erneut in einem Studio in Paris mit Karl Berger (p, vibes). Die Aufnahmen waren als Soundtrack für einen Film entstanden. Auf einer LP-Seite ist das Titelstück zu hören. Die zweite LP-Seite enthielt eine "Film Edit With Poetry"-Version davon, bei der noch Anthony Braxton (reeds) mitmachte.   Am 22. August 1969 spielten Cherry und Blackwell in Paris die beiden Duo-LPs "Mu First Part" (BYG, 1969) und "Mu Second Part" (beide BYG, 1969) ein. Sie wurden wenig später auch als Doppel-LP (BYG, 1971) herausgebracht. Eine andere Duo-LP aus jener Zeit war "Human Music" (Flying Dutchman, 1970), eingespielt mit Jon Appleton (synth, elect).   Es folgten viele weitere Alben unter seinem Namen, als Leader von Gruppen wie Don Cherry And Janusz Muniak Quartet, Don Cherry Quartet, Don Cherry Quintet, Don Cherry Trio, Don Cherry's New Researches, Don Cherry's Nu, Sonny Rollins/Don Cherry Quartet, The Don Cherry & George Gruntz Group und Terry Riley & Don Cherry Quartet.   In die zweite Hälfte der 1970er Jahre fiel die Gründung zweier wichtiger Formationen, bei denen Cherry mitwirkte. Die mit Dewey Redman (ts), Charlie Haden (b) und Ed Blackwell (dm) eingespielte LP "Old And New Dreams" (Black Saint, 1977) war der Beginn des Quartetts Old And New Dreams , das in der Folge noch weitere Aufnahme im Stile von Ornette Coleman, bei dem alle vier Musiker gedient hatten, machte.   Eine zweite, damals neu gebildete Gruppe nannte sich Codona , gebildet von Cherry mit Colin Walcott (sitar, tabla, dulcimer) von Oregon und Naná Vasconcelos (berimbau, cuica, perc, vcl). Als Musiker besitzt Don Cherry bei discogs.com über 350 Credits.   Er spielten in den Gruppen Albert Ayler Quartet, The Jazz Composer's Orchestra, Gaslini Ensemble Internazionale, Johnny Dyani Quartet, Liberation Music Orchestra, Max Roach-John Lewis Group, Paul Bley Quintet, The Leaders, The Sun Ra All Stars.  Dazu wurde er von Steve Hillage, Dollar Brand und Colin Walcott für Aufnahmen engagiert.   Auch Lou Reed, die Mandingo Griot Society, Johnny Dyani, Ian Dury & Blockheads, Masahiko Togashi, Billy Bang, Jim Pepper, Trilok Gurtu, Giorgio Gaslini und viele andere holten ihn ins Studio oder auf die Bühne.   "Milan, Zurich, West Berlin, Paris: October 27, 1983 - November 1, 1983" (Transparency, 2008 bzw. 2010) hiess ein 5-CD-R/5-CD-Set mit Aufnahmen einer Black Music-Supergruppe, bestehend aus Sun Ra (p, key, vcl), Lester Bowie (tp), Don Cherry (tp, vcl), Marshall Allen (as, fl, oboe), John Gilmore (ts, vcl), Archie Shepp (ts, ss, vcl), Richard Davis (b), Famoudou Don Moye und Philly Joe Jones (dm).   Don Cherry starb am 19. Oktober 1995 58-jährig in Malaga, Spanien. Er ist der Vater der Musiker Jan Cherry, David Ornette Cherry und Eagle-Eye Cherry sowie der Stiefvater von Neneh Cherry .         07/24

  • Codona

    Amerikanisch-brasilianisches Trio zwischen freier Improvisation und ethnischen Klängen, entstanden 1978. Die Gruppe bestand aus Colin Walcott (sitar, tabla, dulcimer, mbira, perc, vcl) von Oregon, dem Ornette Coleman-Begleiter Don Cherry (p-tp, fl, org, melodica, perc, vcl) und Naná Vasconcelos (berimbau, cuica, perc, vcl). Von diesem Trio erschienen die drei Alben "Codona" (ECM, 1979), "Codona 2" (ECM, 1981) und "Codona 3" (ECM, 1983), ehe Walcott am 8. November 1984 bei einem Autounfall in der damaligen DDR starb. Die drei Alben wurden später unter dem Titel "The Codona Trilogy" (ECM, 2008) als 3-CD-Set gemeinsam wiederveröffentlicht.   Jahrzehnte später kamen auf der Doppel-LP "Codona Live In Willisau" (WHP, 2024) weitere Aufnahmen dieses Trios heraus, mitgeschnitten am 1. September 1978.   Collin Walcott , Don Cherry und Naná Vasconcelos  gaben jeder für sich Aufnahmen unter ihren eigenen Namen heraus und spielten in vielen weiteren Gruppen.              07/24

  • Trilok Gurtu

    Indischer Perkussionist, Schlagzeuger, Sänger, Komponist und Bandleader, geboren am 30. Oktober 1951 in Bombay in eine musikalische Familie. Sein Grossvater war ein Sitar-Spieler, der es nicht nötig hatte, öffentlich aufzutreten. Seine Mutter Shobha Gurtu dagegen trat mit ihrer Kunst, mit klassischem, nordindischen Gesang, öffentlich auf. Sie gilt als die berühmteste Sängerin im halbklassischen Thumri-Stil. Bereits im Alter von fünf Jahren begann Trilok, Tablas zu spielen. Wichtige Anregungen kamen dabei von seinem älteren Bruder Ravi Gurtu, der sich vor ihm auf das Perkussionsspiel konzentriert hatte. Im Alter von zehn Jahren hatte er zusammen mit seinem Bruder eine Perkussionsgruppe, und es gab Konzerte an den Universitäten.   Zu dieser Zeit lernte er auch mit dem Schlagzeug umzugehen. Als er 16 Jahre alt war, nahm er Arbeiten in Kinos und in Hotels an. Die Arbeit in westlich ausgerichteten Hotels bot ihm mehr als zuvor die Möglichkeit, sich mit westlicher Musik vertraut zu machen.   Auf Wunsch des Vaters begann er ein Studium, konnte sich aber nicht für die Studieninhalte begeistern. Wichtiger war für ihn, dass er sich im Jahr 1969 einer Gruppe namens Waterfront anschliessen konnte. Diese spielte in Diskotheken und manchmal auch bei Pop-Konzerten.   Da man als Musiker in Indien nicht gut Geld verdienen konnte, hatte Gurtu noch kein eigenes Schlagzeug. 1973 reiste er durch Europa, zuerst mit Waterfront und später als Teil der Popmusik-Truppe von Rahul Dev Burman und der Filmmusik-Sängerin Asha Bhosle. Er lebte für einige Zeit in Italien und kehrte nach Indien zurück.   Als er zurück in Bombay war, trat er am Jazz Yatra Festival zusammen mit Charlie Mariano auf. Mariano war der erste westliche Musiker, mit dem er auftreten konnte. Trilok Gurtu bewarb sich mit einer Empfehlung von Charlie Mariano beim Berklee College of Music, wurde aber abgelehnt.   Als sich Jahre später die internationale Beachtung und viele Ehrenpreise eingestellt hatten, bekam er vom selben College die Ehrenmitgliedschaft angeboten, die er ablehnte. 1977 reiste er mit Asha Bhosle nach New York. Anschliessend ging er nach Deutschland und spielte mit der deutschen Rock-Band Embryo.   Da sich mit diesen Engagements nicht genug Geld verdienen liess, ging er nach Schweden, um dort mit dem Don Cherry zusammenzuarbeiten. Ab 1977 war er Mitglied der Family of Percussion des Schweizer Peter Giger, mit der er mehrere Aufnahmen realisierte.     Über Don Cherry kam Gurtu auch in Verbindung mit Jazz-Musikern wie Jan Garbarek, Philip Catherine, L. Shankar, Gil Evans, Barre Phillips, Airto Moreira und Paul Bley. Mit Matthias Frey (p, prep-p) entstand die Duo-LP "Sandhya" (Rillenwerke, 1981). 1986 wurde er als Nachfolger des 1984 ums Leben gekommenen Collin Walcott Mitglied von Oregon . In den fünf Jahren bei dieser Gruppe entstanden drei Alben. Mit "Usfret" (CMP, 1988) konnte er während dieser Zeit erstmals ein Album unter eigenem Namen aufnehmen. Als Begleitmusiker verpflichtete er Ralph Tower (g), Daniel Goyone (p, key), Don Cherry (tp), L. Shankar (vio), Shobha Gurtu (vcl) und Jonas Hellborg (e-b). Mit vielen, teilweise prominenten Mitmusikern entstanden "Living Magic" (CMP, 1991) und "Crazy Saints" (CMP, 1993). Die nächste CD "Believe" (CMP, 1994) erschien unter dem Gruppennamen Trilok Gurtu's Crazy Saints.   Liveaufnahmen dieser Gruppe von 1993 wurden später unter dem Titel "Crazy Saints Live" (MIG und Art Of Groove, 2015) auf einer Doppel-CD zugänglich gemacht. Wieder unter Gurtus Namen kam "Bad Habits Die Hard" (CMP, 1996) heraus. Mit Pandit Kamalesh Maitra (tabla) entstand die CD "Tabla Tarang - Melody On Drums" (Smithsonian Folkways, 1996) mit klassischen indischen Klängen.   Mit "The Glimpse" (Silva Screen, 1997) setzte Gurtu die Aufnahmen unter eigenem Namen fort. The Glimpse nannte Gurtu auch die Begleitgruppe, die ihn auf dem nächsten Album "Kathak" (Escapade, 1998) unterstützte. "The Trilok Gurtu Collection" (Silva Screen, 1997) hatte dazwischen eine Compilation für den US-Markt geheissen.   Weitere eigene Aufnahmen hiessen "African Fantasy" (ESC, 1999) und "The Beat Of Love" (Blue Thumb, 2001). "Izzat - The Remix Album" (Times Square, 2003) war eine Doppel-CD mit den Original-Tracks auf einer CD sowie Remixes von Black Star Liner, First Contact, Feel Good Productions, The Dum Dum Project, TJ Rehmi, New Flesh, Cantoma, Fun-Da-Mental Rob Swift, Niraj Chag und Orchestral World Groove auf einer zweiten CD.   Weiter ging es mit "Broken Rhythms" (Worldmusicnet, 2004), "Miles_Gurtu" (Shakti, 2004), "Arkeology" (Promo, 2006), "Massical" (BHM, 2009), "21 Spices" (Indigo, 2011) und "Spellbound" (Moosicus, 2013). Mit den Schlagzeugern Chad Wackerman und Michael Shrieve spielte Gurtu die Trio-CD "Drums On Fire" (Times, 2015) ein.   "God Is A Drummer" (Jazzline, 2019) und "One Thought Away" (Jazzline, 2023) waren weitere seiner Alben. Bislang veröffentlichte Gurtu als Leader oder Co-Leader an die 40 Alben. Bei discogs.com finden sich für ihn fast 200 Einträge.   "The Trilok Gurtu Collection" (CMP, 1997) und die Doppel-CD "Twenty Years Of Talking Tabla: The Definitive" (Manteca, 2007) waren zwei Compilations. Weitere Aufnahmen machte er mit Ketil Bjørnstad, Adriano Celentano,  Irmin Schmidt, Panzerballett, Yo-Yo Ma, Pharoah Sanders, Ibrahim Maalouf, Gilberto Gil, Philip Catherine als Mitglied des John McLaughlins Trios und der Schweizer Gruppe OM.           07/24

  • Ralph Towner

    Amerikanischer Gitarrist, Komponist und Bandleader, geboren am 1. März 1940 in Chehalis, Washington. Er absolvierte eine klassische Ausbildung als Trompeter und erlernte daneben autodidaktisch das Klavierspiel. Ab 1958 absolvierte er ein Kompositionsstudium an der University of Oregon. 1963 ging er für ein Studium des klassischen Gitarrenspiels zu Karl Scheit nach Wien. Daran schloss sich ein Studium bei Homer Keller an der University of Oregon an. 1967 folgte ein weiteres Studienjahr bei Scheit. Auf dem Rückweg von Wien kam er mit südamerikanischer Musik in Berührung und spielte ab 1968 in New York mit Airto Moreira und Astrud Gilberto.   1970 wurde er Mitglied des Paul Winter Consorts , wo er bei den Aufnahmen der Alben "Road" (A&M, 1970) und "Icarus" (Epic, 1972) dabei war. Im Paul Winter Consort lernte er Glen Moore, Paul McCandless und Collin Walcott kennen. Mit ihnen gründete er 1970 die Gruppe Oregon , welche die von Winter begonnenen Fusion zwischen Jazz und Ethno-Stilen vorantrieb.   Gleichzeitig arbeitete er zu Beginn der 1970er Jahre für Stan Getz, Jeremy Steig, ging mit Tim Hardin ins Studio und wurde von Weather Report für die Aufnahmen von "I Sing The Body Electric" (Columbia, 1972) verpflichtet. Danach erschienen von Towner die ersten Alben unter eigenem Namen.   Auf "Trios/Solos" (ECM, 1973) waren alle vier Oregon-Musiker zu hören, allerdings nicht im Quartett. Die Aufnahme erschien unter den Namen von Towner und Moore. "Diary" (ECM, 1974) war  seine erste Soloaufnahme. Es folgten weitere wie "Solo Concert" (ECM, 1980), "Blue Sun" (ECM, 1983), "Ana" (ECM, 1997), "Anthem" (ECM, 2001), "Time Line" (ECM, 2006), "My Foolish Heart" (ECM, 2017) und "At First Light" (ECM, 2023). Auf "Music For Solo Guitar" (Brilliant Classics, 2021) spielte Adriano Sebastiani (g) Stücke von Towner.   Dazu kamen mehrere Duoaufnahmen: "Matchbook" (ECM, 1975) und "Slide Show" (ECM, 1986) zeigten Towner mit Gary Burton (vibes); "Sargasso Sea" (ECM, 1976) und "Five Years Later" (ECM, 1982) mit John Abercrombie (g); "Open Letter" (ECM, 1992) mit Peter Erskine (dm); "Oracle" (ECM, 1994) und "A Closer View" (ECM, 1998) mit Gary Peacock (b); "Songs Without End" (Tokuma und Jazz City Spirits, 2002) mit Marc Copland (p); "Chiaroscuro" (ECM, 2009) mit Paolo Fresu (tp).              Im Trio mit Eddie Gomez (b) und Jack deJohnette (dm) nahm Towner "Batik" (ECM, 1978) auf. "Un' Altra Vita" (Cam, 1992) war ein Soundtrack, den Towner mit Hilfe von Massimo Morriconi (b) und Fabrizio Sferra (dm) aufgenommen hatte. Im Trio mit Arild Andersen (b) und Nana Vasconcelos (perc) entstand "If You Look Far Enough" (ECM, 1993).   Mit Bill Bruford (dm) als Leader sowie mit Eddie Gomez (b) entstand "If Summer Had Its Ghosts" (DGM, 1997). "Verso" (Provocateur, 2000) zeigte Towner mit John Taylor (p) und Maria Pia De Vito (vcl). Auf "Travel Guide" (ECM, 2013) liess er sich von Wolfgang Muthspiel (g) und Slava Grigoryan (g) begleiten.   Weiter erschienen von Towner eine Reihe von Ensembleeinspielungen: "Solstice" (ECM, 1975) sowie "Sound And Shadows" (ECM, 1977) entstanden im Quartett mit Jan Garbarek (ts, ss, fl), Eberhard Weber (b, cello) und Jon Christensen (dm, perc). "Old Friends, New Friends" (ECM, 1979) wurde im Quintett mit Kenny Wheeler (tp, flh), David Darling (cello), Eddie Gomez (b) und Michael DiPasqua (dm) eingespielt.   Dazu wurde er vom Trio Azimuth für die Aufnahmen von "Départ" (ECM, 1980) als Gast eingeladen. "City Of Eyes" (ECM, 1989) war eine Quintettaufnahme mit Gary Peacock (b), Markus Stockhausen (tp, flh), Paul McCandless (oboe, engh) und Jerry Granelli (dm).   Unter dem Namen der beteiligten Musiker Ralph Towner (synth), Charlie Haden (b), Jerry Granelli (dm, synth), Julian Priester (tb), Robben Ford (g), Denny Goodhew (as) und Jay Clayton (vcl) erschien die CD "Koputai" (ITM Pacific, 1990).   "Lost And Found" (ECM, 1996) hiess ein Quartett-Album mit Denney Goodhew (ss, sops, bars, bcl), Marc Johnson (b) und Jon Christensen (dm). Mit Javier Girotto (ss) und der Gruppe  Aires Tango entstand "Duende" (CAMJazz, 2016). Von Ralph Towner erschienen, ohne die Oregon-Aufnahmen, an die 40 Alben.   Zudem ist Towner auf Aufnahmen von Horacee Arnold, Arild Andersen, Jan Garbarek, Michel Portal, Duke Pearson, Egberto Gismonti, Keith Jarrett, Jerry Granelli, Gary Burton, Trilok Gurtu, Maria João, Vince Mendoza, David Friesen, Larry Coryell und Kenny Wheeler zu hören. Mitte der 1970er Jahre war er Mitglied der Fusiongruppe Atmospheres, von der zwei Alben (beide Capitol, 1974) erschienen.                                                                                        07/24

  • Paul McCandless

    Amerikanischer Multiinstrumentalist, Komponist und Bandleader, geboren am 24. März 1947 in Indiana, Pennsylvania. McCandless spielt Oboe, Englischhorn, Klarinetten, Saxophone und Keyboards. Er stammt aus einer Musiker-Familie. Seine Mutter war Pianistin. Sein Vater und sein Grossvater spielten ebenfalls Oboe und Klarinette. Er lernte bei seinen Eltern zunächst Klarinette und Klavier, später Oboe, Flöte und Saxophon. Dazu machte er erste Erfahrungen in einer Schüler-Dixielandband. Ab 1963 studierte er an der Duquesne University und spielte aushilfsweise beim Pittsburgh Symphony Orchestra und in Jazzclubs.    1967 begann er, sich auf die Oboe zu konzentrieren und wechselte an die Manhattan School of Music. Sein Lehrer dort war der Oboist Robert Bloom, der ihn später Paul Winter empfahl. Paul McCandless wurde 1968 Mitglied des Paul Winter Consorts , wo er bis 1972 bei mehreren Aufnahmen mitwirkte.   Bei Paul Winter traf McCandless auf Collin Walcott (sitar, tambura, tabla, g, cl, p, marimba, perc, dm), Glen Moore (b, e-b, p, fl, vio) und Ralph Towner (g, p, key, tp). Die vier Musiker taten sich zusammen und gründeten 1970 in Eugene, Oregon, die World Music/Jazz-Formation Oregon , die trotz des Todes von Collin Walcott 1984 und des Ausstiegs von Glenn More 2015 bis in die 2010er Jahre aktiv war.   Neben seiner Tätigkeit bei Oregon realisierte Paul McCandless eine Reihe von eigenen Projekten. Mit Vasant Rai (sitar, b, perc), Dilip Naik (g) den beiden Oregon-Musikerkollegen Collin Walcott und Glen Moore sowie teilweise mit Jerry Goodman (vio) von The Flock und vom Mahavishnu Orchestra entstand die LP "Spring Flowers" (Vanguard, 1976).   Mit David Samuels (vibes, marimba, perc), Art Lande (p) sowie teilweise mit Eddie Gomez (b) und mehreren Holzbläserinnen und Holzbläsern nahm er "All The Mornings Bring" (Elektra, 1979) auf. Nur im Trio spielten McCandless, Samuels und Lande "Skylight" (ECM, 1981) ein.   Auf "Navigator" (Landslide, 1981) wurde er von Dave Samuels (vibes, marimba, perc, vcl), Jay Clayton (vcl), Linda Namias (handclaps), Steve Rodby (b) und Ross Traut (g, sitar) begleitet. Unter dem Gruppennamen Gallery spielten McCandless, Samuels, David Darling (cello), Ratzo B. Harris (b) und Michael DiPasqua (dm, perc) ein gleichnamiges Album (ECM, 1981) ein.    Sieben Jahre vergingen bis "Heresay" (Windham Hill, 1988). Als Mitmusiker verpflichtete er dafür Wally Kane (fl, picc, cl, bcl), Keith Green (frh), Robert Firpo (sampl), Art Lande (p), Cookie Marenco (synth), Steve Rodby (b) und Trilok Gurtu (dm, perc, tabla).   Beim selben Label erschien "Premonition" (Windham Hill, 1992), eingespielt mit einem Grossaufgebot an Musikern. Darunter befanden sich auch Lyle Mays (p) von der Pat Metheney Band und Mark Walker (dm, perc) von Oregon. Bis 2020 veröffentlichte McCandless als Leader oder Co-Leader insgesamt an die 30 Alben.   Dazu machte er Aufnahmen mit Leadern/Gruppen wie Dave Friesen, Carla Bley, Mark Isham, Andy Summers, Michael Manring, Al Jarreau, Will Ackerman, Jaco Pastorius Big Band, Nguyên Lê Quartet, Béla Fleck, Alex De Grassi, The String Cheese Incident, Huong Thanh, Suzanne Ciani und Dutzenden von anderen.   Auch unter den Oregon-Mitmusikern half man sich gegenseitig aus. Zudem war er an den Aufnahmen zur Tribut-CD "Hommage à Eberhard Weber" (ECM, 2015) beteiligt. Weber hatte McCandless selber für Aufnahmen beigezogen.                                                       07/24

  • Four Tops

    Amerikanisches Soul-, Disco-, R&B- und Doo Wop-Gesangsquartett, gegründet 1953 in Detroit, Michigan, von Levi Stubbs, Abdul "Duke" Fakir, Renaldo "Obie" Benson und Lawrence Payton nach einem Auftritt an einer Geburtstagsparty. Levi Stubbs hatte davor bei The 4 Falcons gesungen und Lawrence Payton bei The Thrillers, die 1953 zwei Aufnahmen veröffentlichen konnten. Die vier nannten sich zuerst The Four Aims. Unter diesem Namen erschien die ersten Single "If Only I Had Know" (Grady, 1956). Nachdem sie noch im selben Jahr bei "Chess Records" unter Vertrag genommen wurden, tauften sie sich in Four Tops um, um Verwechslungen mit The Ames Brothers zu verhindern. Bis Mitte der 1960er Jahre erschienen bei "Chess", "Red Top", "Riverside" und "Columbia" je eine weitere Single, die allesamt erfolgslos waren. 1963 holte Berry Gordy das Quartett zu seinem Label "Motown". Die Four Tops sangen vorerst für das Unterlabel "Workshop" eigene, jazzigere Songs ein und dienten als Backing-Vokalgruppe für "Motown"-Gruppen wie The Supremes und Martha & The Vandellas. 1964 baute das "Motown"-Songschreiber und Produzententrio Holland–Dozier–Holland einen Instrumentaltrack für die Four Tops zu einem Song aus. Dieser hiess "Baby I Need Your Loving/Call On Me" (Motown, 1964) und wurde mit Platz 11 bei den Billboard Hot 100 zum ersten Hit für die Band. Danach bekamen die Four Tops weiteren, mehr poplastiges Material. Nach zwei weiteren, etwas weniger erfolgreichen Singles war "I Can't Help Myself (Sugar Pie Honey Bunch)/Sad Souvenirs" (Motown, 1965) die erste Doppel-Nummer-1 für die Gruppe, die damit sowohl bei den Billboard Hot 100, als auch bei den R&B-Singles ganz zuoberst in den Charts stand. Bis 1972 veröffentlichten die Four Tops mehrere weitere Singles, von denen mehrere weit oben in den Charts landeten. Allerdings war nur "Reach Out I'll Be There/Until You Love Someone" (Motown, 1966) eine weitere Doppel-Nummer-1-Single. Die A-Seite wurde zu einem der populärsten "Motown"-Songs aller Zeiten. In den USA waren die Four Tops hinter The Temptations zur zweiterfolgreichsten "Motown"-Band aufgestiegen. Gegen Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre liess der Erfolg nach, zumal Holland-Dozier-Holland "Motown" 1968 im Streit um Entschädigungen den Rücken gekehrt hatten. So mussten die Four Tops mit anderen Produzenten Vorlieb nehmen, ohne dass dabei weitere grosse Hits entstanden. Während ihrer ersten Zusammenarbeitsphase mit "Motown" waren zudem 14 Alben erschienen. Das Debutalbum "Four Tops" (Motown, 1965) und die Liveaufnahme "Four Tops Live" (Motown, 1966) kamen beide auf Platz 1 bei den R&B-Alben. Dazu hatte das Quartett eine Reihe von weiteren Top-3-R&B-Alben. Bis 1988 tauchten alle Alben auch in den Billboard 200 auf. Die bestklassierte LP war "Four Tops Second Album" (Motown, 1965) mit Platz 20. Mit "Still Waters Run Deep" (Motown, 1979) veröffentlichten die Four Tops eines der ersten Konzept-Alben der Musikgeschichte. Es diente als Vorbild für Marvin Gayes Album "What's Going On" (Tamla, 1971). Co-Autor des Titelstracks des Gaye-Albums war Four Tops-Mitglied Renaldo "Obie" Benson. "The Magnificent Seven" (Motown, 1970), "The Return Of The Magnificent Seven" (Motown, 1971) und "Dynamite" (Motown, 1971) waren drei gemeinsame Alben mit The Supremes. Bei "Motown Records" kam es Anfang der 1970er Jahre zu grösseren Veränderungen, indem ältere Bands, Sänger und Sängerinnen abgeschoben und neue wie Michael Jackson und The Jackson 5 , Rare Earth und Supremes-Mitglied Diana Ross gefördert wurden. Zudem verlegte das Label seinen Sitz nach Los Angeles, California. Die Four Tops blieben in Detroit und wurden von "ABC-Dunhill" unter Vertrag genommen. Bis 1979 hatten die Four Tops einige weitere Hitsingles, ohne aber an die Zeit bei "Motown" anküpfen zu können. Die erfolgreichste Single in jener Zeit war "Ain't No Woman (Like the One I've Got)/The Good Lord Knows" (ABC-Dunhill, 1973) mit Platz 4 eine von zwei Singles für dieses Label, die es in die Top-10 der Billboard Hot 100 schafften. "Are You Man Enough/Peace Of Mind" (ABC-Dunhill, 1973) war danach wie "Ain't No Woman (Like the One I've Got)" und zwei weitere Single ein Top-5-Hit bei den R&B-Singles. "Are You Man Enough" fand zudem Unterschlupf in den Soundtrack zum zweiten Teil des Blaxploitation -Films "Shaft", in "Shaft In Africa" (ABC, 1973). Bei "ABC-Dunhill" waren auch sieben Alben der Four Tops erschienen. Das erfolgreichste war "Keeper Of The Castle" (ABC-Dunhill, 1972) mit Platz 33 bei den Billboard 200 und Platz 6 bei den R&B-Alben. Obwohl bis 1978 noch weitere Alben erschienen, versanken die Four Tops nach dem "Rauswurf" bei "ABC" bis Anfang der 1980er Jahre in der Versenkung. 1981 nahm "Casablanca Records" die Gruppe unter Vertrag. Dort hatten die Four Tops mit "When She Was My Girl/Something To Remember" (1981) gleich einen R&B-Nummer-1-Hit. Mit Platz 11 verpasste die Single die Top 10 bei den Billboard Hot 100 nur knapp. Weitere Singles waren weniger erfolgreich. Von den beiden Alben erreichte "Tonight!" (Casablanca, 1981) Platz fünf in der R&B-Wertung und Platz 37 bei den Billboard 200. Das zweite Album "One More Mountain" (Casablanca, 1982) war weniger erfolgreich, so dass die Four Tops 1993 in den Schoss von "Motown" zurückkehrten. Die Four Tops hatten einen Auftritt im TV-Special "Motown 25: Yesterday, Today, Forever" und traten dort in einer Art Battle gegen The Temptations an. Danach gingen beide Acts auch gemeinsam auf Tournee. Der Erfolg früherer Jahre stellte sich aber dann nicht mehr ein, auch wenn Holland-Dozier-Holland wieder als Produzenten am Werk waren. Die Gruppe trat zwar 1985 am Live Aid-Konzert auf, doch zwischen ihr und "Motown" entwickelte sich ein Streit, so dass die Four Tops nach zwei Alben und einigen Singles 1987 zu "Arista" wechselten. Das dritte "Motown"-Album "Hot Nights" war gar nicht mehr erschienen. Die Four Tops nahmen einen Teil des bereits aufgenommenen Materials mit. Sie verwendeten es teilweise für ihr nächstes und letztes Album "Indestructible" (Arista, 1988), das auf Platz 66 der R&B-Alben und auf Platz 149 der Billboard 200 anzutreffen war. Der Titelsong des Albums war die B-Seite einer Single, deren A-Seite den Titel "If Ever A Love There Was" (Arista, 1988) trug und in Zusammenarbeit mit Aretha Franklin entstanden war. Danach wurde der Song zusammen mit Smokey Robinson noch einmal neu aufgenommen und als A-Seite einer Single (Arista, 1988) veröffentlicht. Beide Singles kamen nicht unter die R&B-Top-30, ebenso zwei weitere "Arista"-Singles, obwohl eine davon von Phil Collins geschrieben und produziert wurde. In Dezember 1988 sollte die Band mit Pan Am-Flug 103 von Europa in die USA zurückfliegen. Weil eine Aufnahmesession etwas länger dauerte und die Gruppe einen Auftritt in der BBC-Sendung "Top Of The Pops" hatte, verpasste die Gruppe den Flug, der über Lockerbie in Schottland aufgrund einer von Terroristen gelegten Bombe abstürzte. Ab Ende der 1980er Jahre konzentrierten sich die Four Tops auf Auftritte und machten ausser dem Weihnachtsalbum "Christmas Here with You" (Motown, 1995) keine weiteren Aufnahmen mehr. Am 20. Juni 1997 starb Lawrence Payton 59-jährig an Krebs. Das ursprüngliche Lineup war seit der Gründung der Band 44 Jahre davor unverändert geblieben. Levi Stubbs, Obie Benson und Duke Fakir machen vorerst als Trio unter dem Namen The Tops weiter. 1998 holten sie das frühere Temptations-Mitglied Theo Peoples in die Band. Danach kam es zu weiteren Besetzungswechseln, zumal auch Stubbs an Krebs erkrankte und am 17. Oktober 2008 starb. Obie Benson war am 1. Juli 2005 von dieser Welt gegangen. Abdul Fakir, der letzte Überlebende des Gründungsquartetts, starb am 22. Juli 2024 im Alter von 88 Jahren. Beginnend mit "The Four Tops Greatest Hits" (Motown, 1968), einem Nummer-4-Album in den Billboard 200 und einem Nummer-2-Album in der R&B-Wertung, erschienen von den Four Tops weit über 100 offizielle und illegale Compilations bzw. Reissue-Pakete. Eines der umfangreichsten Wiederveeröffentlichungs-Sets war die 4-CD-Box "Fourever" (Hip-O Select, 2001), das Material aus allen Epochen der Gruppe in chronologischer Reihenfolge aufwies. Unter den Tracks fanden sich auch einige, die auf dem letzten "Motown"-Album "Hot Nights" hätten erscheinen sollen. Eine weitere umfangreiche Werkschau war das 3-CD-Set "50th Anniversary | The Singles Collection | 1964-1972" (Motown und Hip-O Select, 2013), das allerdings nur die frühen "Motown"-Jahre abdeckte. Die Doppel-CD "The Complete ABC/Dunhill Singles" (Real Gone, Geffen und Universal, 2018) beleuchtete eine weniger erfolgreiche Zeit der Gruppe. 07/24

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